Blöken unterm Solarmodul

Brandenburg lässt untersuchen, wie PV-Freiflächenanlagen gleichzeitig als Weide dienen können.

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Biogasanlagen sollten nach Auffassung der baden-württembergischen Landesverbände des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nur noch über das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gefördert werden, wenn sie mit Reststoffen laufen. Doch die Realität sieht anders aus. Denn die Energiegewinnung mit Biogas und Monokultur passt anscheinend einfach zu gut zu den Produktionsmethoden großer Landwirtschaftsbetriebe.

Sie ist aber im Grunde eine große Flächenverschwendung. Nicht nur, dass die Flächen als Lebensraum für andere Tiere und Pflanzen ausfallen. Auch vom Energieertrag her steht sogar der als besonders ertragreich geltende Maisanbau für die Biogasgewinnung schlecht da. Denn Mais bringt pro Jahr nur rund 2,2 kWh/m² ein, Photovoltaik-Freiflächenanlagen dagegen rund 40 kWh/m². Und das, obwohl von diesen nur rund ein Drittel des Bodens mit Modulen belegt wird. Versiegelt sind nur die Bereiche der Stützen. Die Flächen dazwischen und auch unter den Modulen könnten also als Wiesen oder Anbauflächen genutzt werden.

Brandenburg will in Feldversuchen herausfinden, wie Photovoltaik-Anlagen als Weide genutzt werden können und wie die Module aufgeständert sein müssen, damit die Vegetation darunter wachsen kann und z.B. weidende Schafe sie nicht beschädigen oder die Kabelage anknabbern können. Ein Thema ist auch die geplante Wiederansiedlung von Wölfen in Brandenburg. Um zu verhindern, dass sich die Wölfe unter den Zäunen durchgraben, sind Stabgitter besser geeignet als Maschendrahtzäune - kosten aber auch mehr.

Der Initiator, das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF), erhofft sich von Weiden unter Freiflächenanlagen vor allem auch ein Mehr an Artenvielfalt. Denn Schafe sind nicht bloße Rasenmäher, ihr Kot dient Insekten als Nahrung, diese wiederum Vögeln und so weiter. In Heidegebieten kommt noch dazu, dass Weidetiere Spinnennetze abstreifen, was die Überlebenschancen auch von Bienen wesentlich erhöht. In Groß Kreutz (Potsdam-Mittelmark) startet jetzt ein Beweidungsprojekt dessen Ergebnisse ausgewertet werden sollen. Für Brandenburg ist damit auch eine Art Brauchtumspflege verbunden. Schäfer gehörten bis vor einigen Jahren selbstverständlich zum Bild der Mark, doch allein in den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der Schafe auf nur noch 80.000 Tiere verringert und die Zahl der Schäfereien auf 40 halbiert.