Menge der Lebensmittel, die weggeworfen werden, hat drastisch zugenommen

40 Prozent der Lebensmittel landen bereits auf dem Müll - gleichzeitig ist das Körpergewicht der Amerikaner kräftig angestiegen.

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Lebensmittelabfälle sind in den USA seit 1974 um 50 Prozent angestiegen. Lebensmittel in Höhe von 1.400 Kilokalorien täglich pro Person oder von 150 Billionen kcal jährlich landen – Stand 2003 - im Müll - um einiges mehr, so eine Studie, als man bislang angenommen hat. Landeten 1974 noch 30 Prozent der Lebensmittel im Müll, waren es 2003 bereits 40 Prozent, das US-Landwirtschaftsministerium geht hingegen von lediglich 27 Prozent aus.

In ihrer in der Zeitschrift PLoS ONE veröffentlichten Studie haben Kevin Hall und seine Kollegen vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases versucht, den Energiegehalt des Lebensmittelmülls aus der Differenz zwischen dem Angebot an Lebensmitteln in den USA und den von der Bevölkerung konsumierten Lebensmitteln zu berechnen

Seit den siebziger Jahren haben auch die Körper der Amerikaner an Umfang zugenommen, was auch heißt, dass diese – wie auch die Bewohner anderer Industrieländer – trotz des Trends zum übermäßigen Kaufen und dann zum Wegwerfen zu viel essen bzw. trinken. In den 1970er Jahren lag das durchschnittliche Körpergewicht der US-Amerikaner noch bei 71 kg, 2005 betrug es bereits mehr als 80 kg. Die Wissenschaftler gehen bei aller Vorsicht gegenüber der Datenlage davon aus, dass vermutlich noch mehr Lebensmittel weggeworfen werden, als berechnet haben, da vermutlich auch die körperliche Aktivität in den 30 Jahren parallel zum Anstieg des Körpergewichts zurückgegangen sei.

Und, man wird es schon vermutet haben, die Menge der Lebensmittel, die im Müll landet, hat natürlich auch wieder Auswirkungen auf die Klimaerwärmung und die CO2-Emissionen. Zur Herstellung der weggeworfenen Lebensmittel werden unnötig Trinkwasser (ein Viertel des gesamten Verbrauchs) und fossile Brennstoffe (300 Millionen Barrel Öl oder 4 Prozent des gesamten Ölverbrauchs) vergeudet, während aus den sich zersetzenden organischen Stoffen Methan und CO2 entsteht. Aber die schnell wachsende Menge der weggeworfenen Lebensmittel ist eigentlich auch ein Beleg dafür, dass die wachsende Armut weltweit und die von manchen angekündigte Lebensmittelknappheit (bislang) weniger eine Frage der Produktion, als der Verteilung ist.

In den reichen Ländern, so die Wissenschaftler, muss man von einer Überversorgung mit billigen Lebensmitteln ausgehen. Allerdings ist eben auch die Verteilung in den USA ungleich. Hier erhält eine wachsende Menge an Personen Lebensmittelgutscheine, da die Zahl derjenigen, die zweitweise Hunger leiden, gewachsen ist. Würde man die Menge der weggeworfenen Lebensmittel nicht durchschnittlich pro Kopf, sondern nach sozioökonomischen Faktoren berechnen, käme wohl ebenso wie beim CO2-Fußabdruck auch die Spaltung zwischen Arm und Reich zur Geltung.