Rad an Rad, Paris rauf und runter

Nach schwierigen Anfangsjahren wird das Leihfahrradsystem Vélib in Paris und anderen Städten Frankreichs zur Erfolgsgeschichte

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Pro Tag nutzen zwischen 100.000 und 150.000 das Radverleihsystem Vélib. Das Tagesticket kostet in Paris 1 Euro 70, das Wochenticket 8 Euro und ein Jahresabo beginnt bei 19 Euro.

Seit Beginn des Projekts in Paris im Juli 2007 wurde Vélib für 138 Millionen Fahrten benutzt. Man zählt seither 225.000 Abonnenten und 31 Kommunen, die sich dem Pariser Modell angeschlossen haben. Jede zweite Fahrt ist beruflich. Seit diesem Jahr sei man raus aus den roten Zahlen, die Stadtoberen von New York und San Franciso bestaunten das System, so erzählt die französische Zeitung Libération die Vélib-Erfolgsgeschichte, die den Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë von einer ökologischen Revolution schwärmen lässt, in der die Hauptstadt ein "entschlossener Akteur" sei. Dass man das Verleihmodell nun auch auf Autos ausdehnen will ("Autolib").

Fast fünf Jahre lang war das System defizitär. Dass der Pariser Bürgermeister sich nun seine Risikobereitschaft - man sei gleich "massiv" eingestiegen und habe nicht nur eine Versuchsreihe gestartet - nicht bereut, liegt daran, dass man es geschafft hat, die Beschädigung der Fahrräder und Diebstähle in den letzten Jahren um 40 Prozent zu minimieren. Noch vor zwei Jahren berichtete die konservative Zeitung Figaro von einer sinkenden Zahl an Abonnenten, von einem zu komplizierten System, von Fahrrädern, die nicht zurückgegeben wurden. Aus den Anfangsjahren datieren auch mehrere Forumseinträge von Nutzern, die sich darüber beschweren, dass sie das Rad zurückgegeben haben, dies aber nicht verbucht wurde und ihnen 150 Euro in Rechnung gestellt wurden. Ein weiteres größeres Problem war die Verteilung der Fahrräder. An den Orten, wo sie offensichtlich am meisten gebraucht wurden, gab es Nachschubprobleme.

Auch vor einem Jahr konnte der Figaro anlässlich des Jubels über die 100 Millionen Vélib-Fahrten noch seine konservative Skepsis mit einer gemischten Bilanz untermalen. "Zahlreiche Schatten" bei Vélib seien unübersehbar, genannt wurden Beschädigungen und Diebstähle sowie Probleme bei der Versorgung der Kunden. 16.000 Räder seien im Laufe der ersten drei Jahre entweder entwendet oder unbrauchbar gemacht worden. Die Kosten hoch, 1,6 Millionen Euro pro Jahr für Paris. Zugleich wurde mit klammer Freude darüber geschrieben, dass nicht nur Berufstätige und Familien das Leihfahrrad für seriöse Zwecke nutzten, sondern auch "junge Pariser", die nächtens damit betrunken nachhause fahren, was die Zeitung als "Mode" beschrieb.

Ein Jahr später, zum fünfjährigen Bestehen des Rad-Verleihs, berichtet auch diese Zeitung vom "überraschenden Erfolg".

Wie man es geschafft hat, die Beschädigungen und den Diebstahl zu minimieren, ist leider nicht zu erfahren.