Frauen werden zunehmend zu Hauptverdienern in der Familie

Noch geht kein Rollenwechsel zwischen Mann und Frau damit einher, das wird aber nicht so bleiben

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Macht und Einfluss der Frauen in der Gesellschaft werden relativ zur Bedeutung der Männer weiter steigen, die Reste des noch vorhandenen Patriarchats werden allmählich geschleift, vor allem viele akademische Berufe werden zunehmend von Frauen dominiert, bald werden sie auch zunehmend Spitzenpositionen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einnehmen ( Frauen hängen die Männer ab). Diese Feminisierung der Gesellschaft jagt manchen Männern Angst ein, sie fürchten, tatsächlich und psychisch zum schwachen Geschlecht zu werden.

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Grafik: Hans-Böckler-Stiftung

Die Umstellung der Geschlechtsverhältnisse zeigt sich daran, dass gerade in Beziehungen, die ein geringes Einkommen erzielen, die Frauen mehr zum Familieneinkommen beitragen als die Männer. Allerdings dürften sich auch bei den höheren Einkommen mit der wachsenden Zahl der Akademikerinnen die Verhältnisse bald ändern, sofern die Versingelung nicht weiter zunimmt. Eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie, macht deutlich, dass die Zahl der Familienernäherinnen, die mehr als 60 Prozent zu dem gemeinsamen Einkommen beitragen steigt – stärker im Osten als im Westen. Im Osten ist auch die Zahl der Haushalte, in denen beide etwa dasselbe verdienen, größer.

Das mag, einmal abgesehen von der besonderen Entwicklung in Ostdeutschland, auch damit zu tun haben, dass durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise in vielen Ländern die Arbeitslosigkeit bei den Männern (und damit auch bei noch mehrheitlich von Männern dominierten Berufen) höher als bei den Frauen ist, was auch heißen könnte, dass in der Wissensgesellschaft die (gut bezahlte) Arbeit für Männer knapper wird, diese also in gewissem Sinne überflüssiger werden, wenn sie nicht andere Kompetenzen entwickeln.

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Grafik: Hans-Böckler-Stiftung

Nach der Studie, für die auch Interviews mit solchen Familienernährerinnen durchgeführt wurden, geschieht dieser Rollentausch in aller Regel nicht freiwillig, sondern die Frauen rutschen in die Position hinein, weil ihr Partner arbeitslos ist oder nur wenig verdient - oder wenn sie Alleinerziehende sind bzw. werden. Zwar übernehmen öfter die weniger verdienenden Männer einen etwas größeren Anteil an Kinderbetreuung und Hausarbeit als gewöhnlich, aber noch findet kein wirklicher Rollenaustausch statt, dass die Männer für den Haushalt sorgen und die Frauen das Geld verdienen. "

Frauen, die den Löwenanteil des Familieneinkommens erwirtschaften", bleiben, so die Wissenschaftler, "im Regelfall Hauptzuständige für die Versorgung der Kinder und des Haushalts." Veränderungen brauchen doch eine lange Zeit, schließlich werden Frauen, auch wenn die Versorgung mit Kinderkrippen und Horten besser wird, sich nicht immer gefallen lassen, dass sie gleichzeitig Hauptverdiener sind und den Hauptanteil an der häuslichen Arbeit leisten müssen, während die Männer parasitär als Paschas leben. Das aber könnte vielleicht erst dann eintreten, wenn die Frauen freiwillig die Bürde der Erwerbsarbeit schultern und die traditionelle Rolle des Mannes einnehmen: "Nur einige Frauen sind freiwillig Familienernährerin geworden - zum Beispiel, um ihrem Partner ein Studium und damit beruflichen Aufstieg zu ermöglichen. Diese Paare haben keine ausgeprägt traditionelle Arbeitsteilung; die Männer übernehmen stärker die unbezahlte Arbeit zu Hause", so die Wissenschaftler.