Was erwarten sich die Menschen von einer Pille zur Lebensverlängerung?

Eine australische Studie macht deutlich, dass die Erwartungen gespalten sind.

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Zwar ist die Lebenserwartung der Menschen in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen, aber es gibt vermutlich ein natürlich Höchstalter, das man bislang so bei maximal 120 Jahren sieht. Länger schafft es der biologische Körper nicht. Danach beginnt das Zeitalter des technisch sekundierten Übermenschen.

Der Kampf gegen das Altern mit dem Traum lange, vielleicht Hunderte von Jahren leben zu können, scheint manche zu verhexen, die vor der Endlichkeit und dem Tod zurückschrecken. Die Wissenschaft soll möglich machen, was die Religion nur im Jenseits verspricht. Aber auch die Religion hatte schon immer Schwierigkeiten, das in Aussicht gestellte ewige Leben interessant zu machen und nicht als langweilig erscheinen zu lassen. Für Ewigkeiten Hosianna vor dem Herrn zu singen oder mit zahlreichen Jungfrauen zu schwelgen, wird irgendwann auch öde. Was also stellen sich die Menschen vor, was sie machen würden, könnten sie länger leben, wobei man natürlich stets unterstellt: gesund und munter.

Wissenschaftler der University of Queensland haben dazu einmal eine kleine Umfrage unter 605 Australiern im Alter zwischen 18 und 96 Jahren gemacht. Ihnen wurde das Szenario geschildert, dass es einmal ein Medikament geben werde, dass die Lebensspanne beträchtlich verlängert. Es würde nicht heilen, aber die Krankheiten hinauszögern, die zu einem früheren Tod führen. Die Ergebnisse der Umfrage wurden in der Zeitschrift Rejuvenation Research veröffentlicht.

Zwei Drittel der Befragten sagten, das seine Lebensverlängerung persönliche Vorteile mit sich bringen würde. Für 36 Prozent bestünde dies in der Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie zu haben (fragt sich freilich nur, was die davon halten würde). 31 Prozent sagen, das würde mehr Zeit gewähren, den Wünschen nachzugehen, für 21 Prozent würde dies einfach eine bessere Gesundheit und Lebensqualität bedeuten.

Allerdings ist die Stimmung gespalten. 80 Prozent sehen zumindest eine negative Folge, 52 Prozent negative Folgen für die Gesellschaft. 40 Prozent fürchten weitere Überbevölkerung, 34 Prozent erwarten die Verlängerung eines kranken Lebens, 23 Prozent Belastungen für die Renten- und Gesundheitssysteme, 16 Prozent sehen finanzielle Probleme (vielleicht muss man da ja bis 90 Jahre oder länger arbeiten?) Das Problem, dass Kinder dann ewig Kinder bleiben, selbst wenn sie auch schon 100 Jahre alt sind, wird offensichtlich nicht in seinen Folgen bedacht. Wie es mit der Sexualität steht, scheint auch nicht interessant gewesen zu sein. Oder ob dann die 150-Jährigen über künstliche Befruchtung noch Eltern werden wollen.

Natürlich glaubt man auch, durch sein Weiterleben andere beglücken zu können. Was hat man nicht als Weisheit angehäuft, die man dann der nachfolgenden Generation schenken und bei Wahlen zementieren kann? 15 Prozent sehen auch einen Vorteil darin, dass "wichtige Personen" weiter vorhanden sind. Mitautorin Jayne Lucke sorgt sich denn auch vor allem um die Anti-Ageing-Forschung, die berücksichtigen müsse, wie die Menschen zum Thema künstliche Lebensverlängerung stehen: "Die Studie sollte Forscher, Bioethiker und Politiker bestärken, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, um über die Ziele der Forschung zur Lebensverlängerung, die erwarteten Ergebnisse der Forschung und die vermutlichen Implikationen für die Menschen und die Gesellschaft zu diskutieren."