Keim der Weisen

Die Mikrobe Cupriavidus Metallidurans erzeugt Gold

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Von der Spätantike bis in die Neuzeit suchten Alchemisten nach einem "Stein der Weisen", mit dem sie das Währungsmetall Gold erzeugen könnten. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass es eine Mikrobe gibt, die das kann und die möglicherweise bei der Entstehung von Nuggets eine Rolle spielt. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass man Cupriavidus Metallidurans dafür nicht mit Stroh oder Blei, sondern mit Goldchlorid füttern muss. Ein wirtschaftlicher Einsatz der Entdeckung zur Produktion von Gold ist deshalb nicht in Sicht.

Der Mikrobiologe Kazem Kashefi und der Medienkünstler Adam Brown, die beide an der Michigan State University arbeiten, haben aus der Fähigkeit des einzelligen Bakteriums nun das Kunstprojekt Magnum Opus Metallidurans gebastelt, das auf der Ars Electronica in Linz prämiert wurde. In ihrer "Neuinterpretation der Elementumwandlung […] mit modernen mikrobiologischen Verfahren" erzeugen die extremophilen Bakterien in einer speziell dafür angefertigten Labor-Installation, die aus einem gläsernen und "alchemistisch" anmutenden Bioreaktor und einer Gasanlage besteht, aus giftigem AuCI3 24-Karat-Gold. Dieser Vorgang wird mit einem Mikroskop vergrößert und live auf einem Bildschirm ausgegeben. Anschließend druckt Brown stark vergrößerte Bilder aus, in denen er die Goldlager mit Blattgold verziert, das zu einem kleinen Teil von den Bakterien produziert wurde.

Kashefi, der für den wissenschaftlichen Teil des Projekts zuständig ist, fand während der Arbeit dafür heraus, dass die Bakterien Goldchlorid 25 Mal besser umwandeln können als bislang angenommen. Der an der Universität Wien lehrende Umweltgeologe Stephan Krämer zeigte sich darüber hinaus überrascht, dass die Bakterien bei so relativ niedrigen Temperaturen, wie sie in der Installation herrschen, überhaupt entsprechend funktionieren.