Verschiebebahnhof Holzpellets

Der "lokale und nachhaltige" Brennstoff stammt in Wirklichkeit immer mehr aus Rodungen in Übersee

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Pellets werden mittlerweile nicht nur im Eigenheim verbrannt sondern auch als normierter Brennstoff in (Kohle-)Kraftwerken. Unter anderem in den USA werden deshalb Wälder gerodet, um den Bedarf an Holzpellets bei uns zu decken. RWE zum Beispiel hat ein eigenes Pelletierwerk in Georgia in dem jährlich 1.500.000 Tonnen Rundholz zu 750.000 Tonnen Pellets verarbeitet werden und nutzt den Brennstoff unter anderem um sein Kohlekraftwerk Tilbury zum weltweit größten Biomassekraftwerk umzurüsten und so weiter am Netz zu halten. Indirekt führen die Klimagasverpflichtungen so zur Abholzung von Wäldern anderswo.

Auch der Pellet-Produzent German Pellets ist bereits in Texas tätig, dort werden jährlich 500.000 Tonnen Pellets gepresst. In Lousiana baut das Unternehmen gerade sein zweites Werk mit einer Kapazität von einer Million Tonnen Holzpellets pro Jahr. Der Produzent lobt die "gute Rohstoffverfügbarkeit in der waldreichen Region, in der die Holzzuwachsraten aufgrund des subtropischen Klimas deutlich größer sind als in Deutschland". Der weltweite Pelletbedarf steige insbesondere in Europa, das mache den Bau großer Produktionskapazitäten notwendig. Dabei hieß es doch bislang der Holzzuwachs in den Forsten bei uns sei größer als die Menge des geernteten Holzes.

Weiteres Problem ist, dass u.a. die US-Holzindustrie sich nicht an die europäischen Vorschriften zu halten braucht. In der EU versucht man mit Richtlinien zu verhindern, dass Energiepflanzennutzung auf Flächen mit großer biologischer Vielfalt, Sümpfen und Mooren stattfindet. Nach der Biotreibstoff und Biogasproduktion wird damit leider auch die energetische Verwertung von Holz weiter diskreditiert. Das Bild vom CO2-neutralen Brennstoff der aus Holzresten einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt entpuppt sich als Greenwashing. Auch hier ist zumindest eine Herkunftskennzeichnung also längst überfällig.

Überhaupt treibt der bilanzielle Ansatz von Pflanzenverbrennung als "CO2-neutral" seltsame Blüten. In Polen verhindert etwa die Kohleindustrie seit über einem Jahr den Start des dortigen EEG, denn Kraftwerksbesitzer pokern, sozusagen als neues Geschäftsmodell nach dem De-facto-Ende des CO2-Handels, darum, das Mit-Verbrennen von Holz als Ökostromproduktion anerkennen zu lassen. Und bei uns ist es vor allem Vattenfall der sein angeschlagenes Image durch die Mitverbrennung von Holz in Kohlekraftwerken aufpolieren möchte. Pläne, Tropenholz aus Liberia im Berliner Kohlekraftwerk Klingenberg zu verfeuern wurden nach bekannt werden zwar aufgegeben, doch jetzt sucht man nach anderen Quellen vor allem in Kanada und den USA. Bereits in diesem Jahr soll im Kraftwerk Moabit der Pellet-Anteil auf 40 Prozent steigen und in Lichtenberg sollen bis 2019 zwei neue Biomasse-Kraftwerksblöcke entstehen.