Danke, ganz lieb... oder: Netzsperren? Da gibt´s doch was über Indien

Außer Kontrolle

In Österreich machen sich einige Politiker für Netzsperren gegen Kinderpornographie stark. Und welche Länder müssen mal wieder als Begründung herhalten? Na, raten Sie mal!

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Also, schon bei dem Film "Todespolka" fühlte ich mich ja an deutsche Verhältnisse erinnert, wenn Sieglinde Führer "Arbeitslager für kriminelle Ausländer" forderte, aber dass Österreich nun tatsächlich die billigen Filmrechte an "Netzsperren, der Film" gekauft und das Ganze einfach mit österreichischen Politikern neu abdrehen lässt, das ist traurig. Ein wenig mehr Kreativität hätte ich den Herrschaften hier im Ländle ja doch zugetraut.

Aber nein, statt das Drehbuch ein wenig umzuarbeiten und zu lamentieren, dass Kinderpornographie in der Antarktis nicht geächtet wird (was wenigstens noch ein cooler Joke wäre), wiederholt man 1:1 die Choreographie der deutschen Trashfilmerin von der Leyen, die mit "Netzsperren, jetzt erst recht" einen Achtungserfolg verbuchen konnte. In der österreichischen Version dürfen die Herren der Schöpfung ran, namentlich die Herren Justizsprecher Johannes Jarolim (SPÖ) und Heribert Donnerbauer (ÖVP), die die Ideen der Schwedin Cecilia Malmström vertreten und von "Indien, Russland und China" als Hort der Kinderpornographie sprechen, die Netzsperren notwendig machen weil in diesen Ländern anscheinend niemand auf das österreichische Rufen nach Abschaltung der entsprechenden Server antwortet.

Weil aber Österreich bedauerlicherweise auf ein "jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlich existierenden Ländern ist rein zufällig" verzichtet hat, darf man gespannt sein, wie Indien darauf reagiert, dass es einmal öfter als Symbolgrund für Netzsperren herhalten muss. Vielleicht gibt es ja auch hier ein Remake von "Diplomatische Verwicklungen".