Mehr für weniger

Einkommensunterschiede in Großbritannien: Zurück zu viktorianischen Zeiten

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In Großbritannien nimmt die Ungleichheit der Einkommensverteilung eine Größe an, die an das viktorianische Zeitalter denken läßt, meldet der Guardian. Die Nachricht, basierend auf einen aktuellen Bericht der High Pay Commission - "Mehr für weniger" (PDF), wird die Situation im Land, aufgeheizt durch die massiven Sparpläne der Regierung, nicht gerade entschärfen (siehe Hunderttausende protestieren in London gegen Sparpläne).

Setzen sich momentane Trends fort, so rechnet die High Pay Commission damit, dass die Einkünfte von 0,1 Prozent der britischen Topverdiener ihren Anteil am nationalen Einkommen bis 2030 von 5 Prozent auf 14 Prozent steigen. Damit, so der Bericht, wäre eine Ungleichheit erreicht, wie man so aus dem viktorianischen England kennt. Doch auch in der Gegenwart sieht die Lage der Topverdiener, im Bericht ausgewiesen als zu 30 Prozent aus dem Finanzwesen, zu 38 % aus dem "Business" stammend und zu 34 % aus der Direktion von Unternehmen, recht rosig aus. Die Top-Executives verdienen derzeit das 145fache eines Durchschnittslohns. Hochgerechnet bis 2020 würde sich der Unterschied auf das 214fache steigern.

Der High-Commission-Bericht zeigt deutlich auf, dass sich die Wucht dieses Wachstums für wenige zu Zeiten der Labour-Regierung entfaltete. Einer bescheidenen Lohnsteigerung für Arbeitnehmer stand eine ungleich größere Einkommenssteigerungen der höheren Etagen gegenüber. Zwar verzeichnet man während der Labour-Regierung - von 1997 bis 2010 - für die unterste Ebene der Einkommensverteilung eine leichte Verbesserung gegenüber den Einkommensverhältnissen unter der vorherigen Regierung. Doch während dies für die Mitte schon nicht mehr zutraf, "rasten" die Einkommen der Spitzenverdiener davon.

"Als Arbeiter, Aktienbesitzer und Mitglieder der Gesellschaft", so das Resüme der Kommission, "zahlen wir jetzt mehr, bekommen aber weniger". Das würde nicht nur Fragen über die üppige Honorierung der Spitzenverdiener aufwerfen, sondern auch prinzpielle zum derzeitigen System, zu den Schlüsselbeziehungen zwischen Regierung und Unternehmen, der Business World und der Gesellschaft.

Die fatale Entwicklung sei außer Kontrolle, so die Vorsitzende der Kommission:

"This is the clearest evidence so far that the gap between pay of the general public and the corporate elite is widening rapidly and is out of control. Set against the tough spending measures and mixed company performance, we have to ask ourselves whether we are paying more and getting less."