Zum Abschied der 75 Watt Glühbirne

Energiesparlampen werden den Stromverbrauch nicht senken, sondern ansteigen lassen

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Noch nicht taghell beleuchtet. Hong_Kong_Skyline_-_Dec_2007.jpg&filetimestamp=20080423153546: Skyline von Hong Kong betrachtet vom Victoria Peak. Fotograf: Diliff, Wikimedia Commons

Ab heute findet Teil 2 des EU-Glühlampenausstiegs statt. Der Handel muss alle 75-Watt-'Birnen' vom Markt nehmen. Sinn der Übung: Energiesparen durch längere Lebensdauer und mehr Licht pro Watt - durch Leuchtstoff-, Halogen- oder auch LED-Lampen. Damit der Umstieg leichter fällt, soll in Zukunft als Orientierungshilfe neben der Lichttönung auch die Helligkeit in Lumen, statt wie bisher eine Wattzahl, angegeben sein. Zum Vergleich: eine 60-Watt-Glühbirne strahlt mit ~ 700 Lumen.

Doch Forscher der Sandia National Laboratories bezweifeln in einem Artikel im Journal of Physics, dass es überhaupt Energieeinspareffekte durch Energiesparlampen geben wird - solange nicht auch der Energiepreis kräftig steigt. Ihrer Ansicht nach wird selbst die nächste Generation der Energiesparlampen, die LED-Leuchten, kein einziges Kraftwerk überflüssig machen.

Sie betrachteten den historischen Trend der elektrischen Beleuchtung in England und stellten fest, dass umso mehr Licht eingesetzt wird, je besser die Beleuchtungstechnik ist. Im Jahr 1700 konsumierte demnach jeder Engländer 580 Lumenstunden pro Jahr (1 Lumenstunde = ca. Licht einer Kerze pro Stunde), heute liegt der Jahresverbrauch bei 46 Mio. Lumenstunden pro Person. So habe bisher jede effizientere und somit billigere Beleuchtung den Lichtverbrauch steigen lassen und die Ausgaben für Beleuchtung hätten über den gesamten Betrachtungszeitraum bei rund 0,72 Prozent des BIP gelegen.

Auch wenn heute schon, insbesondere in Außenräumen, von Lichtverschmutzung, also einem Zuviel an Licht, gesprochen wird, so betrage die Helligkeit in normal beleuchteten Räumen doch erst ein Zehntel der Helligkeit eines bewölkten Tages - viel Spielraum nach oben für immer mehr Lichtkonsum also. Und auch viele Außenbereiche bleiben heute noch dunkel, besonders die Entwicklungs- und Schwellenländer würden hier zulegen.

Für den kommenden Wechsel zur LED-Lampe prognostizieren die Forscher deshalb innerhalb von 20 Jahren ein Ansteigen des Lichtverbrauchs um das Zehnfache und damit eine Verdoppelung des Energieverbrauchs. Für LED-Lampen gingen sie bei ihren Berechnungen von einem dreimal besseren Wirkungsgrad gegenüber Leuchtstofflampen und von Stromkosten auf heutigem Niveau aus. Nach ihrem Rechenmodell sinkt der Energieverbrauch für die Beleuchtung erst dann merklich ab, wenn die Stromkosten sich gegenüber heute verdreifachen würden.