Solarstromblase in Spanien geplatzt

Nach dem Boom sind in der Branche schon 10.000 Arbeitsplätze verloren gegangen

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Der Boom für Photovoltaikanlagen ist in Spanien vorbei. Auch der spanische Markenprimus Isofotón hat Kurzarbeit angemeldet, Zeitarbeitsverträge werden nicht verlängert Entlassungen drohen und mit den Gewerkschaften wird über einen Produktionsstopp für 90 Tage verhandelt. Die gesamte Branche soll seit September 2008 gut 10.000 Stellen verloren haben.

Schuld dafür ist aber nicht die allgemeine Finanz- und Wirtschaftskrise, denn viel gravierender wirken Gesetzesänderungen, die am 29. September 2008 wirksam wurden. Die bisher sehr üppige Einspeisevergütung wurde gekürzt. War die Photovoltaikanlage bis zum Stichtag vollständig am Netz, garantiert der Staat 30 Jahre lang für den eingespeisten Strom 44 Cent/kWh: Eine Kapitalanlage ohne Risiko, Renditen bis zu 14 Prozent, garantierten die Banken. Kein Aktien- oder Pensionsfonds, nicht einmal das Pyramidenmodelle wie die des Betrügers Madoff in den USA konnten mithalten. Solaranlagen schossen vor allem wie Pilze aus dem Boden, seit über Subventionskürzungen diskutiert wurden. Auch der extreme Bauboom konnte nicht mit einem Wachstum von 900 % in nur zwei Jahren aufwarten.

Nun wird "nur" noch mit 34 Cent/kWh bei Dachanlagen und 32 Cent/kWh bei Freiflächenanlagen vergütet. Doch damit lässt sich der massive Jobabbau nicht erklären, denn diese Vergütungen liegen in dem sonnenreichen Land noch über denen in Deutschland. Zudem werden die Preise für 25 Jahre garantiert, fünf Jahre länger als im sonnenarmen Deutschland und jährlich um die Inflationsrate erhöht.

Eine administrative Hürde, die den Wildwuchs zu begrenzen sucht, bremst nun Solaranlagenbauer aus. Es wurde ein Register geschaffen, in das geplante Anlagen eingeschrieben werden müssen, um nach der Projektgenehmigung Subventionen zu erhalten. Doch bisher sei über Projekte nicht entschieden worden, die bis zu Stichtag Mitte November eingeschrieben waren. Mitte Januar hätte dies, so sähe es das Gesetz vor, geschehen müssen, kritisiert der Solarunternehmerverband ASIF. Grundlos und einseitig verzögere die Regierung die Entscheidung um zwei Monate und "paralysiert den spanischen Solarstrommarkt", heißt es in einer ASIF-Erklärung.

Doch ASIF verschweigt, dass dies mit den Betrugsermittlungen gegen die Branche zu tun hat. Es sei, so die Regulierungsbehörde (CNE), massiv geschummelt worden, um an die alten Vergütungen zu kommen. Geschätzt wird, dass etwa 600 Megawatt zum Stichtag nicht wie gefordert am Netz waren. Die Höhe des Subventionsbetrugs beziffere sich auf drei Milliarden Euro.