Betreiber konventioneller Kraftwerke werden geschädigt

Auch in Italien dringen die Betreiber umweltschädlicher Anlagen darauf, den Ausbau der sauberen Alternativen auszubremsen

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Italiens Industrieminister Corrado Passera hat eine erneute Kürzung der Subventionen für erneuerbare Energieträger angekündigt. Das Land hat im vergangenen Jahr etwas über 7,5 Gigawatt (GW) Solarlesitung installiert, also geringfügig mehr als Deutschland. Mit rund 9,3 Milliarden Kilowattstunden (kWh) hat sich die Solarstromproduktion von 2010 auf 2011 nahezu vervierfacht. Zum Vergleich: In Deutschland haben Solaranlagen im vergangenen Jahr mit 18,5 Milliarden kWh rund das doppelte ins Netz eingespeist. Da hierzulande die Gesamtmenge etwa doppelt so groß ist wie in Italien, sind die Verhältnisse also durchaus vergleichbar. Zwei Unterschiede gibt es jedoch: Erstens der Zubau ist gemessen an der Größe des Marktes 2011 noch schneller, und zweitens dürfte in den meisten Regionen Italiens die Sonnenscheindauer länger als an vielen hiesigen Standorten sein.

Italien hatte bereits zu Beginn letzten Jahres eine Zeit der Unsicherheit für Solar-Interessenten erlebt, weil die dortigen Regierenden ein mehrmonatiges Tauziehen um Fördersätze veranstalteten. Auch insofern also große Ähnlichkeit zu den deutschen Verhältnissen, wo einige Politiker von FDP und Union offensichtlich viel Wert darauf legen, den Markt, den sie bei anderen Gelegenheiten wie eine heilige Kuh behandeln, immer wieder zu verunsichern.

In der jüngsten Verunsicherungsrunde in Italien werden derweil ähnlich vorgeschobene Argumente wie in Deutschland gehandelt. Es gehe darum die Verteuerung des Stroms aufzuhalten, heißt es. 59 Milliarden Euro würde die Solarenergie in den nächsten 20 Jahren die Verbraucher kosten. Das wären drei Milliarden Euro pro Jahr, was sich schon nicht mehr ganz so gewaltig anhört, für ein Land mit gut 60 Millionen Einwohnern.

Umgerechnet auf die knapp 300 Milliarden Kilowattstunden (kWh), die im Land derzeit jährlich produziert werden, sind das dann nur noch ein Cent pro kWh. Das ist sogar noch weniger, als deutsche Verbraucher derzeit zahlen, und stelklt nur einen vergleichsweise kleinen Anteil des Strompreises dar. Außerdem würde bei umsichtig angepasster Förderung der künftige Zubau angesichts der im letzten Jahr erfolgten starken Verbilligung kaum noch ins Gewicht fallen.

Schließlich wird auch in Italien recht deutlich, wo die eigentlichen Motive für den Vorstoß gegen die Solarenergie zu suchen sind. Einen Tag vor der Ankündigung des Ministers hatte sich der Chef des führenden italienischen Stromkonzerns Enel, Paolo Andrea Colombo, beschwert, dass die Subventionen traditionelle Hersteller schädigen würden.

"Die Entwicklung der Erneuerbaren in Verbindung mit stagnierender Nachfrage macht es schwierig, die Produktionskosten der konventionellen Systeme abzudecken", wird Colombo zitiert. Konventionelle Systeme sind in Italien vor allem Gas-, aber auch Dieselkraftwerke. Das Land hat zwar eigene Öl- und Erdgasvorkommen, ist aber dennoch im erheblichen Maße von teuren Einfuhren abhängig.