Mehr Mutationen um Fukushima

Auswirkungen der GAUs sind im Erbgut angekommen, Japan auf dem Weg zum Atomausstieg

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ökologen beobachten in Fukushima wie sich nach radioaktiver Belastung Erbgutveränderungen in Populationen ausbreiten. Besonders Lebewesen mit kurzen Generationen, bei denen sich genetische Veränderungen schneller nachweisen lassen, werden beobachtet. Bei Voruntersuchungen im Labor zeigte sich, dass der Prozentsatz der mutierten Tiere von Generation zu Generation ansteigt, auch wenn von der ursprünglichen Elterngeneration nur ein Elternteil aus einer radioaktiv belasteten Population stammt.

Forscher der Ryukyu Universität in Okinawa sammeln seit 2011 Bläulings-Schmetterlinge im Umfeld von Fukushima als Modellorganismus. Im Mai 2011 wurden an zehn Orten Bläulinge untersucht, die während des Unglücks noch Larven gewesen waren. Es zeigten sich bei 12,4% der Tiere Veränderungen wie etwa kleinere Flügel. In der zweiten Generation stieg die Zahl der äußerlich sichtbaren Mutationen auf 18,3 Prozent. In einer dritten Generation, die die Forscher durch Kreuzung von veränderten Tieren und Gesunden Tieren züchteten, waren 33,5 Prozent der Schmetterlinge betroffen.

Erklärt wird diese Häufung damit, dass viele Mutationen im Umkreis von Fukushima, ihre Träger nicht so stark beeinträchtigen als dass sie getötet wurden. So werden die Mutationen an die nächste Generation weitergegeben und immer mehr Individuen zu Trägern des veränderten Erbgutes. Ähnliche Untersuchungen laufen zur Zeit auch an Vögeln und Spinnen. Und Tepco gab jetzt bekannt, dass auch Fische stark radioaktiv belastet sind. Untersucht wurde eine Grünlingsart, gefangen 20 Kilometer von der Atomruine entfernt in 15 Metern Tiefe. Die Fische waren mit 25.800 Becquerel Cäsium pro Kilogramm belastet, das entspricht dem 258-Fachen des in Japan als unbedenklich eingestuften Grenzwerts.

Währenddessen scheint mittelfristig ein Atomaustieg in Japan immer wahrscheinlicher. Im Juli wurden zwar 2 der 50 Reaktoren wieder in Betrieb genommen, doch das verstärkte die Proteste gegen Atomenergie nur noch. Von Regierungsseite war bislang geplant die Atomkraft in reduzierter Form wieder hochzufahren. Mittelfristig sollten so 15% der Stromerzeugung aus AKWs stammen. Doch die Einstellung zur Atomenergie scheint sich auch von offizieller Seite zu ändern. Der japanische Industrieminister Yuko Edano erklärte, auch ein vollständiger Verzicht auf Atomstrom werde keine negativen Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft haben.