Falsch herum gewälzt

Warum steigt die Ökostromumlage, wo doch die Ökosstrom-Erzeugung sinkt?

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Wie Telepolis heute berichtet, soll die EEG-Umlage ab 2014 um einen Cent auf 6,3 Cent steigen. Eigentlich ein minimaler Betrag. Die Stromrechnung eines durchschnittlichen Haushalts wird dadurch um 3 Euro im Monat steigen. Für Netzbetreiber und Strombörse lohnt sich das Ganze aber über die schiere Anzahl der privaten Stromkunden. Immerhin müssen die mehr als 40 Mio. Haushalte sowohl die hohen Privatkundentarife als auch alle Umlagekosten zahlen.

Skurril bei der jetzigen Erhöhung der EEG-Umlage ist jedoch, dass die Stromerzeugung aus deutschen Wind- und Solaranlagen in Wirklichkeit rückläufig ist. Sie hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 weniger zur deutschen Stromproduktion beigetragen als im selben Vorjahreszeitraum. Zu diesem Ergebnis kommt das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) nach Auswertung der Daten der Strombörse EEX.

Danach wurden mit Wind- und Solaranlagen von Januar bis September 2013 in Deutschland 56,2 Mrd. kWh Strom produziert, 2,1 Prozent weniger als im Zeitraum Januar bis September 2012. Zwar hat die Photovoltaik 2013 mit 26,2 Mrd. kWh 6,2 Prozent mehr Strom erzeugt, die Windkraft lieferte mit 29,9 Mrd. kWh aber 8,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die in den letzten Jahren arg strapazierte Begründung, die Photovoltaik-Strom-Vergütung sei der Preistreiber, trifft schon lange nicht mehr zu. Die aktuelle Vergütung für PV-Kleinanlagen liegt bei 13 Cent und sinkt monatlich.

Der IWR wertet die weitere Steigerung der EEG-Umlage, bei rückläufiger Wind- und Solarstromproduktion, als Beleg dafür, dass nicht der Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern der bei der Ermittlung der Umlage genutzte Rechenweg, der sogenannte "Wälzungsmechanismus" der treibende Faktor für die Strompreise in Deutschland ist.

Knackpunkt sei die auf Initiative der Energiewirtschaft im Jahr 2010 eingeführte Neuregelung des Wälzungsmechanismus zur Vermarktung von EEG-Strom. Sie führte eine Abkehr von der physischen hin zur bilanziellen Wälzung ein. Dadurch fallen die Strompreise an der Börse für die Großabnehmer kontinuierlich, während die privaten Verbraucher diesen zunehmenden Preisvorteil für die Großabnehmer über einen steigenden Strompreis finanzieren.