Erster Mensch mit Computervirus infiziert

Britischer Wissenschaftler warnt vor Manipulationsmöglichkeiten mit infizierten RFID-Systemen

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In Großbritannien, an der Universität von Reading, hat sich Dr.Mark Gasson den Titel als "erster Mensch, der mit einem Computer-Virus infiziert ist" verschafft. Dazu hat sich Gasson einen überarbeiteten RFID-Chip in die Hand implantiert, wie er sonst zur Identifizierung von Tieren verwendet wird. Im Code des Chips hatte er einen Virus eingebaut. Das RFID-Implantat des Forschers aus der Cybernetic Intelligence Research Group war mit Lesegeräten verbunden, die an Zugängen an Universitätsräumen installiert bzw. in seinem Mobil-Telehon eingebaut sind. Zudem war es - wie bei den mit RFID-Tags bestückten Tieren - möglich, ihn anhand des Implantats zu identifizieren, zu orten und seine Wege zu verfolgen. Gasson gelang es, mit dem manipulierten Chip die Lesegeräte zu infizieren:

"Der infizierte Chip steckte das Hauptsystem an, das mit ihm kommunizierte. Wären noch andere Geräte mit dem System verbunden, hätte sich der Virus auch dorthin übertragen."

Genauere Details will Gasson erst bei der Anfang Juni angesetzten Konferenz IEEE International Symposium on Technology and Society in Australien verraten. Das Prinzip dürfte jedoch dem gleichen, was der Informatikprofessor Andrew S. Tanenbaum zusammen mit anderen schon 2006 vorstellte.

In dem Paper mit dem Titel "Is Your Cat Infected with a Computer Virus?" führte Tanenbaum vor, wie man RFID-Systeme via Buffer-Overflow mit Schadprogrammen infizieren kann (siehe dazu ausführlicher: Der erste RFID-Virus wurde präsentiert und Katze mit Computervirus).

Ein Jahr lang habe er dieses Implantat getragen, so Gasson, er habe sich so sehr daran gewöhnt, dass er es als Teil seines Körpers empfunden habe. Umso mehr habe in der Blick in eine mögliche Zukunft erschüttert. Dass er die erste Person, die mit einem Computer-Virus infiziert ist, sei, schildert er als aufregende Erfahrung und gleichzeitig als schockierend, "weil das Implantat so intim mit mir verbunden ist, aber die Situation potentiell außer Kontrolle ist".

"Ich glaube, wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass unser nächster evolutionärer Schritt wahrscheinlich bedeutet, dass wir teilweise Maschinen werden, wenn wir danach trachten, unsere Möglichkeiten auszuweiten. Tatsächlich könnten wir herausfinden, dass es einen deutliche sozialen Druck gibt, der solche Implantat-Technologie fordert. Entweder weil es eine soziale Norm wird wie zum Beispiel Mobil-Telefone oder weil wir benachteiligt sind, wenn wir das nicht tun. Wir sollten uns aber bewusst sein, welche neuen Bedrohungen dieser Schritt zur Folge haben kann."