Schwarze Mäuse, die aus Hautzellen wachsen..

...und weiße Mäuse, die in der Klonfantasie herumgeistern: Chinesischen Wissenschaftlern ist ein Durchbruch mit induzierten pluripotenten Stammzellen gelungen.

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Zwei chinesischen Wissenschaftsteams ist es gelungen, aus "rückprogrammierten" Hautzellen Mäuse wachsen zu lassen, die fruchtbar sind und selbst Mäuse gebären.

Wie Nature heute berichtet, konnten Forscher der Shanghai Jiao Tong University unter Leitung von Fanyi Zeng aus der Unterhaut von ausgewachsenen Mäusen entnommene Zellen zu induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) (siehe Durchbruch bei Stammzellenforschung?) zurückprogrammieren. Eine Forschergruppe aus Peking unter Leitung von Shaorong Gao vom National Institute of Biological Sciences, deren Arbeit im Magazin Cell veröffentlicht ist, erzielte mit der gleichen Basistechnik Erfolge bei der Herstellung von iPS, indem Gene in Fibroblast-Zellen eingeführt wurden.

Die induzierten pluripotenten Stammzellen wurden in einen künstlich geschaffenen "tetraploiden" Mäuseembryonen (vier Chromosomensätze anstatt der normalen zwei), der eine Plazenta und andere für das Wachstum notwendige Zellen hat, eingepflanzt. Den dort aus den iPS herangewachsenen Embryo transferierte man in eine Ersatzmutter. Zwanzig Tage später wurde "eine schwarze Maus geboren". Sie sah nach dem Bericht genauso aus wie die schwarze Maus, aus deren Zellen man die iPS hergestellt hatte, und anders als die weiße Maus, die man für die Herstellung des tetraploiden Embryos benutzt hatte.

In der Reaktion auf dieses Forschungsergebnis ist schon die Rede von dem bislang besten Klon-Verfahren. Doch demonstriert der Nature-Bericht auch anderes, nämlich die Vielzahl der Versuche, die nötig waren, um ein gutes Ergebnis zu erzielen - die Erfolgsrate für Lebendgeburten lag bei 3,5 Prozent.

Laut Fanyi Zeng haben die Mäuse eine hohe Todesrate, manche starben schon nach zwei Tagen. Er berichtet von Mäusen, die physische Abnormalitäten aufweisen. Details wurden nicht bekannt gegeben. Auf der anderen Seite gibt es allerdings Mäuse, die die "meisten grundlegenden Gesundheitstests" bestanden und für Nachwuchs sorgten. Das Team um Zeng spricht von Hunderten Mäusen der zweiten Generation und mehr als Hundert der dritten. Tumore sind nicht gefunden worden, man habe allerdings auch nicht systematisch danach gesucht.

Auch das zweite Team berichtete, dass die Chance, eine fruchtbare Zelllinie herzustellen, gering sei. Die Erfolgsrate lag hier bei 1,1 Prozent. Die meisten iPS-Zelllinien hätten keine neuen Mäuse hervorgebracht. Nun will man sich darauf konzentrieren, den Unterschieden zwischen embryonalen Stammzellen und den induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) genauer auf die Spur zu kommen, um zum Beispiel die Ursachen für die Abnormalitäten, die hohe Todesrate und die kleine Erfolgsrate zu eruieren. Möglicherweise, so Zeng und Zhou, sei das Timing wichtig. Wenn die iPS-Zellen schnell - nach 14 Tagen - Kolonien heranbilden, dann seien die Versuche erfolgreich.

Anwendungen ähnlicher Verfahren für Menschen werden immer wieder spektakulär in die Diskussion gebracht, wie zuletzt im April 2008 von Robert Lanza. Siehe dazu: Klonen von Menschen durch die Hintertür?