Großbritannien: Reiche zahlen durchschnittlich nur 10 Prozent Einkommenssteuer

Der konservative britische Finanzminister gibt sich schockiert und will nun eine Mindeststeuer von einem Drittel des Einkommens einführen

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Während der liberaldemokratische Regierungspartner schon länger auf eine Tycoon-Tax, also eine Mindeststeuer für Reiche dringt, weil diese es im Gegensatz zu den normalen Angestellten schaffen, wenig oder gar keine Steuern zu zahlen ( Statt einer Reichensteuer eine Mindeststeuer für Reiche), will der britische Finanzminister Osborne von der Konservativen Partei auf das Thema nun erst durch einen Bericht der Steuerbehörde HM Revenue and customs darauf gestoßen sein, dass Reiche ihre Einkommenssteuer durchschnittlich durch Ausnutzung aller Möglichkeiten auf 10 Prozent minimieren können. Das entspricht der Hälfte dessen, was der durchschnittliche Brite an Steuern zahlt.

Großbritannien muss sparen, was meist bei den normalen Bürgern geschieht. Zudem wollen die Konservativen den Spitzensteuersatz von 50 auf 45 Prozent senken, was angeblich dazu führen soll, dass mehr Steuern von den Reichen gezahlt wird. Das Problem ist jedoch wie in anderen Ländern auch, dass die Reichen zu viele Schlupflöcher ausnutzen können und die Finanzämter auch aus Personalmangel es dulden, dass viele Reiche wenig oder gar nichts an Steuern abführen. Das geht in Großbritannien aus anonymisierten Steuererklärungen hervor.

Selbst ein Konservativer kann ein solches Verhalten nicht rechtfertigen und kommt unter Druck, hier irgendwie für Steuergerechtigkeit zu sorgen. Osborne erklärte daher dem britischen Telegraph, dass er nun überzeugt sei von der Einführung einer "Tycoon tax". Reiche sollten mindestens ein Drittel ihrer Einkommen an Steuern zahlen müssen. Osborne gab sich "schockiert", dass selbst Menschen, die viele Millionen Pfund jährlich verdienen, keine oder fast keine Steuern entrichten. Einige der reichsten Menschen hätten es geschafft, "praktisch keine Einkommenssteuer" zu zahlen, was ganz legal, aber nicht richtig sei. Meist würden Verluste in einer der Firmen mit der Einkommenssteuer aufgerechnet.

Ab nächstem Jahr werden Steuerentlastungen auf maximal 25 Prozent des Einkommens oder 50.000 Pfund beschränkt. Das von Osborne anvisierte Drittel ist das allerdings noch nicht. Und die Frage ist, warum auch hierzulande gerne mal eine höhere Reichensteuer ins Spiel gebracht wird, die wenig bringen wird, während ein Mindeststeuersatz deutlich mehr Geld in die Staatskassen spülen und der Ausbeutung der Steuertricks eine Grenze setzen würde.