Durchbruch zu personalisierten Stammzellen?

US-Wissenschaftler konnten die Klontechnik zur Herstellung von embryonalen Stammzellen mit dem Genom von Körperzellen einsetzen, heraus kamen aber triploide Zellen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Kann man klonen, ohne wirklich zu klonen? US-Wissenschaftler haben die Technik des Zellkerntransfers (somatic cell nuclear transfer oder SCNT) benutzt, mit der bislang der Zellkern einer Eizelle entfernt und durch den Zellkern einer anderen, etwa einer adulten Körperzelle ersetzt wird, um embryonale Stammzellen für einen Patienten zu erzeugen, die von dessen Immunsystem nicht abgestoßen werden. Bei dem neuen Verfahren wird der Zellkern, also das genetische Material, der Eizelle nicht entfernt, sondern der Zellkern einer Körperzelle, in dem Fall einer Hautzelle, hinzugefügt. Daraus entsteht ein Blastozyt aus 70-100 Zellen mit drei Chromosomensätze (eines der haploiden Eizelle und zwei der diploiden Körperzelle), aus dem personalisierte und pluripotente Stammzellen für alle Arten von Körperzellen gewonnen werden könnten. Gelungen ist dies den Wissenschaftlern allerdings nur bedingt.

Mit dem in der Zeitschrift Nature vorgestellten Zellkerntransfer wird nicht ein Lebewesen geklont, sondern könnten theoretisch diese triploiden Mischlinge aus Ei- und Körperzellen zu Stammzellen programmiert werden. Die lassen sich dann in den Körper des Patienten zu therapeutischen Zwecken injizieren, um dann ohne Gefahr der Abstoßung die gewünschten Körperzellen zu bilden. Das Verfahren, auch wenn es mit diesem möglich werden würde, geschädigte Organe oder Zellstrukturen zu reparieren, basiert freilich darauf, dass Frauen als Spenderinnen gegen Bezahlung von jeweils 8.000 US-Dollar Eizellen entnommen werden und menschliche Blastozyten herangezogen werden müssten, die zur Entnahme der Zellen getötet würden.

Das alles ist Vision, die Wissenschaftler gehen davon aus, dass ihr Scheitern demonstriert, warum bislang der Zellkerntransfer, der bei Tieren möglich war und trotz aller Probleme Klonen ermöglicht hat, bei Menschen nicht gelang. Die reprogrammierten Stammzellen wiesen Abnormalitäten auf. Man könne nun einer Lösung näherkommen, da offensichtlich die Entfernung des Zellkerns der Eizelle das Hauptproblem war. Wurde der Zellkern entfernt, entwickelte sich die Zelle nicht weiter, verblieb der Zellkern der Eizelle und wurde nur der diploide Kern der Körperzelle hinzugefügt, wuchs die Eizelle - zumindest in 21 Prozent der Versuche - zu einem Blastozyten heran, den man prinzipiell in einen Uterus einbringen könnte.

Die aus den Blastozyten entnommenen Stammzellen teilten sich über ein halbes Jahr weiter und blieben stabil. Ließ man die Zellen in vitro und injiziert in Mäusen sich differenzieren, bildeten sich "spontan" alle Arten von Körperzellen. Die Reprogrammierung funktionierte also auch mit den triploiden Zellen. Allerdings waren die Wissenschaftler nicht in der Lage, aus den triploiden embryonalen Stammzellen Kulturen zu entwickeln, die sich verwenden ließen, schließlich sind drei Chromosomensätze in einer Zelle abnormal. Allerdings wird vom New York Stem Cell Foundation Laboratory, das die wesentliche Arbeit geleistet hat, der Erfolg bereits als Durchbruch gefeiert. Das war allerdings in der Forschung über Stammzellen und Klonen schon öfter der Fall, ohne dass bislang ein wirklicher Fortschritt erzielt wurde.