China baut wieder an seinem Prestige-AKW

Anlage in Rongcheng soll größtes AKW der Welt werden

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Nach dem GAU in Fukushima hatte es auch in China einen Baustopp für Atomkraftwerke gegeben. Doch schon im Oktober 2012 wurde er wieder aufgehoben. Jetzt wurden auch die Arbeiten am AKW Rongcheng wieder aufgenommen. Geplant ist, dass 2017 der erste Block ans Netz geht und die Anlage in ihrer letzten Ausbaustufe eine Leistung von 6,6 GW haben wird.

In der Pressemitteilung des staatlichen China Internet Information Center wird der AKW-Bau besonders in seiner Bedeutung als Prestigeprojekt hervorgehoben. So soll das Kraftwerk nicht nur das größte der Welt werden. Sondern es sei auch ausschließlich von chinesischen Ingenieuren geplant worden. Es wird als Kraftwerk "der vierten Generation" bezeichnet und soll in seiner Konzeption "GAU-sicherer" und kostengünstiger als Leichtwasserreaktoren sein. In Rongcheng kommen keine Brennstäbe zum Einsatz, sondern Graphit ummantelte Brennstoff-Kugeln. Das Graphit soll so als Moderator dienen, dass der Reaktor sich im Störfall quasi selber herunter fährt. Außerdem erfolgt die Kühlung mit Helium anstatt mit Wasser.

Bislang betreibt China 16 AKWs. Nach der Aufhebung des Baustopps sollen nicht nur auch die Arbeiten an den anderen AKW-Baustellen wieder aufgenommen, sondern auch noch weitere neue Anlagen entlang der chinesischen Küste genehmigt werden. Die Verantwortlichen erhoffen sich so, die Abhängigkeit von der Kohle zur Stromversorgung zu verringern. Zur Zeit stammen noch immer mehr als 70% des Stroms in China aus Kohlekraftwerken, 20% aus Wasserkraft. AKWs liefern in China dagegen bisher nur knapp 2,5 %. Die Frage ist, ob das Land nicht besser fährt, wenn es auf den Ausbau der Erneuerbaren setzt, anstatt sich zusätzliche Sicherheitsprobleme mit einer Technik einzuhandeln, die nur einen marginalen Anteil zur Stromversorgung liefert.