Währungsfonds präsentiert Horrorszenario

Sollte die Eurozonenkrise nicht bald bereinigt werden, droht der Eurozone laut dem IWF jahrelang anhaltendes Minuswachstum

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Obwohl vorauseilende Konjunkturindikatoren wenigstens für Zentraleuropa gar nicht so schlecht aussehen, sieht der IWF einen "scharfen Anstieg der Abwärtsrisiken". Vielleicht ist es ja nicht mehr als eine Warnung an die EU-Institutionen, endlich Vernunft anzunehmen. Bedenkenswert erscheint jedenfalls, dass gerade der IWF, der seinen Kreditkunden bislang zumeist erbarmungslose Sparmaßnahmen abverlangt hat, nun in Übereinstimmung mit den meisten unabhängigen Ökonomen die größte Gefahr in übermäßigen Einschnitten sieht.

Am dringendsten sei demnach "die Gefahr einer weiteren Verschärfung der negativen Feedback-Schleife zwischen den Finanzierungsschwierigkeiten von Banken und Staaten", wobei der Währungsfonds anscheinend zusehends den Glauben an die Lösungskompetenz der Eurozone-Institutionen in Währungsfragen verliert und befürchtet, dass einige Staaten tatsächlich zu strengen Sparmaßnahmen ergreifen und die Konjunktur damit völlig abwürgen.

Geschieht dies nicht, wie im "Basisszenario" des aktuellen World Economic Outlook angenommen, dann hätten die westlichen Industriestaaten in den nächsten Jahren wenigstens kein Minuswachstum zu erwarten, während das globale Wachstum dank starker Emerging Markets im Schnitt immerhin bei rund vier Prozent liegen würde.

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Grafik: IWF

Bei einer Prolongation der Finanzierungsschwierigkeiten großer Eurozonenstaaten und Banken stehe der Welt hingegen ein wahres Horrorszenario bevor. So würde die Wirtschaftsleistung Europas durch den forcierten Schuldenabbau von Banken und Staaten und ein Übergreifen der Finanzierungsschwierigkeiten auf andere Regionen gegenüber dem Basisszenario um vier Prozent und das globale Wachstum um zwei Prozent schwächer ausfallen. Dann hätten sicherlich Europa und vermutlich auch die USA eine lange und tiefe Rezession zu befürchten.