Die spanische Bevölkerung steht hinter den Protesten gegen die Regierung

Nach einer Umfrage erwarten die Spanier, dass die Proteste mehr und gewalttätiger werden, wenn sich nichts ändert

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die spanische Regierung würde gerne die Proteste, die im Land gegen die Sparpolitik immer lauter werden, als Kritik einer Minderheit darstellen. Die Mehrheit gehe nicht auf die Straßen, sagte Regierungschef Rajoy. Dass das kein sanftes Ruhekissen ist, belegt eine Umfrage, die von der Zeitung El Pais in Auftrag gegeben wurde.

77 Prozent stellen sich hinter die Kritik der Demonstranten, 50 Prozent hinter deren Argumenten und deren Proteste, zudem wird klar, dass die Proteste zunehmen werden, wenn sich die Situation verschlechtern sollte. 91 Prozent sagen voraus, dass Proteste dann noch häufiger werden, 79 Prozent, dass sie gewalttätiger werden, 64 Prozent gehen von Angriffen auf Geschäfte und 61 Prozent von Bankboykotten aus. So wird es nicht werden, aber das zeigt die Stimmung im Land, die ähnlich explosiv wie in Griechenland zu werden droht. 50 Prozent finden, die Zahl der Proteste sei gegenwärtig angemessen, für 22 Prozent sollten es mehr sein.

Das Verhalten der Polizei gegenüber Demonstranten wird von 57 Prozent als exzessiv verurteilt. Die Sympathisanten der regierenden PP finden es allerdings zu 60 Prozent angemessen, während 80 Prozent der mit den Sozialisten Sympathisierenden es als exzessiv betrachten.

Gleichzeitig wächst das Misstrauen in die Politik. 50 Prozent meinen, die Verfassung müsse verändert werden, 90 Prozent gehen davon aus, dass die Politiker nicht mehr die gesamte Gesellschaft vertreten, sondern nur noch Partikular- und Parteiinteressen. Schwierig könnte es auch mit den Autonomiebestrebungen werden. Mit 29 Prozent neigen nun deutlich mehr als früher zu einer starken Zentralregierung, 26 Prozent finden, der Status quo müsse beibehalten werden, 19 Prozent wollen den Regionen mehr Autonomie zugestehen, 11 Prozent auch das Recht, selbständige Staaten werden zu wollen.

Und wenn 91 Prozent sagen, dass in Spanien nicht die Banken und die Reichen die Folgen der Krise bezahlen, dann wird die Stimmung im Lande schon sehr deutlich. Das sollte nicht nur die spanische Regierung beunruhigen.