Konflikt um "Falklands" und "Malwinen" geht weiter

99,8 Prozent der Inselbewohner stimmen für Verbleib bei Großbritannien. Den Disput mit Argentinien löst das nicht

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Auch nachdem sich die rund 3.000 Bewohner der Falklandinseln im Südatlantik am Sonntag und Montag in einem Referendum für die Beibehaltung des Status quo als Überseegebiet Großbritanniens entschieden haben, wird sich der Konflikt mit Argentinien fortsetzen. Bei einer Sondersitzung des Senats in Buenos Aires wiesen die Abgeordneten die völkerrechtliche Legitimität der Abstimmung zurück, die von der Regierung in London angeregt und unterstützt worden war. Der Vorsitzende des außenpolitischen Komitees, Daniel Filmus, sagte, es gehe nicht um die Frage von Selbstbestimmung: "Es geht nicht um die Frage der Regierung, weil es sich nicht um eine Bevölkerung unter Kolonialherrschaft handelt, sondern um ein kolonisiertes Territorium."

Bei dem Referendum hatten sich nach Angaben der Inselverwaltung bei einer Beteiligung von 92 Prozent 99,8 Prozent der teilnehmenden Wähler für einen Verbleib bei Großbritannien ausgesprochen. Demnach gab es nur drei negative Stimmen auf die Frage, ob man wolle, "dass die Falklandinseln ihren derzeitigen politischen Status als Überseegebiet des Vereinigten Königreiches beibehalten".

Die Abstimmung war in erster Linie ein Medienereignis und soll einer massiven diplomatischen Kampagne Argentiniens entgegenwirken. So wurden die Einwände kaum beachtet. Argentinien hatte darauf hingewiesen, dass die Abstimmung von der UNO nicht anerkannt und daher nicht bindend ist. Die "Kelpers", wie die Inselbewohner sich nennen, entgegneten dieser Position mit der Einladung internationaler Beobachter, die einen fairen Ablauf attestierten. Wer sie eingeladen hat und was sie qualifiziert, blieb unklar. Auch wurde auf den Inseln und in Großbritannien nicht problematisiert, dass all jene von der Abstimmung ausgeschlossen waren, die mehr als zwölf Monate nicht auf den Falklandinseln waren. Das betrifft vor allem jene Bewohner, die in Argentinien arbeiten.

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Von der Regierungshomepage falklands.gov.fk

An dem Ergebnis hätte ihre Beteiligung wohl aber nichts geändert. Selbst die 25 Prozent der Bewohner, die sich bei einer Umfrage 2009 für einen Autonomiestatus ausgesprochen hatten, schlossen sich nun dem pro-britischen Lager an. Offenbar reagierten die englischsprachigen Bewohner damit auf die massive Kampagne Argentiniens und lateinamerikanischer Staaten. "Hoffentlich werden die Argentinier nun verstehen, dass dieses Gebiet nicht ihnen gehört", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Bewohner der Inseln. Hunderte von ihnen feierten in der Nacht auf Dienstag mit britischen Fahnen und Slogans vor der Kirche der Inselhauptstadt Stanley.

Der Streit um die Falklandinseln oder Malwinen ist für Argentinien und Großbritannien vor allem ein willkommener Anlass, die eigenen Reihen zu schließen. Für Großbritanniens Premier David Cameron gilt das ebenso wie für die argentinische Präsidentin Cristina Fernández. Mittel- und langfristig aber wird die Ökonomie entscheiden. Das heißt: Entweder wird tatsächlich das vermutete Erdöl vor der Küste des Archipels gefunden und zu Tage gefördert - oder die britische Präsenz, gut 13.000 Kilometer von der eigenen Küste entfernt, wird zu teuer werden. Derzeit sind bei keinen 3.000 Bewohnern bis zu 1.500 Soldaten auf den Falklands stationiert. Laut Daily-Mirror-Kolumnist Kevin Maguir kostet diese Stationierung jährlich "75 Millionen Pfund (gut 85 Millionen Euro), um Schafsweiden zu bewachen". Pro Stimme seien das umgerechnet gut 51.000 Euro.