Giordano-Bruno-Stiftung fordert Einschreiten gegen Aufrufe zur Ermordung Hamed Abdel-Samads

Bundesregierung soll den ägyptischen Staatspräsidenten zum Handeln bewegen

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Den Politiologen Hamed Abdel-Samad kennen viele deutsche Fernsehzuschauer und Radiohörer als Vor-Ort-Kommentator des arabischen Frühlings in Kairo. Nun muss der an der Universität München über das Bild der Juden in ägyptischen Schulbüchern promovierte Teilnehmer der Zweiten Deutschen Islamkonferenz um sein Leben fürchten.

Grund dafür ist der Prediger Assem Abdel-Maged, der im Fernsehsender al-Hafez dazu aufrief, den Gelehrten wegen Kritik am Religionsstifter Mohammed zu richten. Abdel-Maged steht der militanten Salafistengruppe Dschama'a al-Islamiya vor, deren Abspaltung al-Dschihad 1981 den damaligen ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat ermordete, weil dieser Frieden mit Israel geschlossen hatte. Konkret stört den Scheich ein Vortrag über "religiösen Faschismus", den Hamed Abdel-Samad am 4. Juni in Kairo hielt. Darin kritisierte der Politologe unter anderem, dass Mohammed seine Lehre "als Monokultur durchsetzte".

Weil auch die den regierenden Moslembrüdern verbundene Facebook-Seite Masrawy den Vorwurf der Beleidigung des Moslempropheten veröffentlichte und ihn mit einem Foto Abdel-Samads, dem Zusatz "Gesucht – tot" sowie einigen Hoteladressen garnierte, hat die deutsche Giordano-Bruno-Stiftung (GBS), in deren Beirat Abdel-Samad sitzt, die Bundesregierung öffentlich dazu aufgerufen, beim ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi diplomatisch zu intervenieren und ihn "mit Nachdruck dazu zu bewegen, den Mordaufrufen, die zum Teil von seinem eigenen politischen Lager verbreitet wurden, in aller gebotenen Deutlichkeit entgegenzutreten". Eine Antwort der Bundesregierung darauf steht bislang noch aus.

Zusätzlich äußerte sich der GBS-Vorsitzende Michael Schmidt-Salomon verwundert darüber, dass Facebook die Mordaufrufe nicht als Verstoß gegen seine Nutzungsbedingungen wertet, während andere Seiten "gelöscht werden, bloß weil sie einen einzigen nackten Busen zeigten". Deshalb, so der Trierer Philosoph, solle die Facebook-Führung ihre Löschkriterien "noch einmal gründlich überdenken".