Berlusconi sorgt für Unruhe

Der italienische Regierungschef nährt die Gerüchte über einen Angriff auf den Iran, ein US-Soziologe schlägt in einer Pentagonzeitschrift Angriffe auf Irans Infrastruktur vor

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Italiens Regierungschef Berlusconi hat die Gerüchteküche durch eine Äußerung während einer Pressekonferenz in Toronto auf dem G8-Gipfel angestoßen. Angesichts der Tatsache, dass der Iran keine ausschließlich friedliche Nutzung der Atomtechnik garantiere, seien die G8-Mitglieder sehr besorgt und hielten "eine präventive israelische Reaktion für absolut wahrscheinlich".

Ofiziell hatten die Regierungschefs der G8-Ländern in ihrem Abschlussdokument die Sorge über das iranische Atomprogramm und die weiter andauernde Anreicherung von Uran festgehalten. Alle Staaten wurden aufgefordert, die UN-Sanktionen einzuhalten, ansonsten gab es keine Drohungen, sondern die Versicherung, eine Lösung auf diplomatischen Weg erreichen zu wollen. Die Vermittlung von Brasilien und der Türkei wurde begrüßt.

Berlusconis Äußerung, die in Israel aufmerksam vernommen wurde, erfolgte etwa zu der Zeit, als CIA-Chef Panetta in einem Interview am Sonntag erklärte, dass der Iran bereits genügend Uran für zwei Atombomben habe, aber noch zwei Jahre benötige, um sie tatsächlich zu bauen. Panetta sagte, der Iran habe sein Atomprogramm fortgesetzt und es nicht, wie ein CIA-Geheimdienstbericht meinte, 2003 eingestellt. Allerdings räumte er ein, dass man die genauen Absichten des Atomprogramms nicht kenne. In Israel gehe man aber davon aus, dass der Iran Atombomben bauen wolle, aber Israel würde vor einer militärischen Aktion weiterhin einer diplomatischen Lösung Raum lassen, versicherte der CIA-Chef.

Der russische Präsident Medwedew erklärte nach dem G20-Gipfel, er sei besorgt, wenn sich bestätigen sollte, dass der Iran bereits Material für zwei Atombomben habe. Das ist ungewöhnlich, aber der Präsident forderte auch eine Prüfung der Behauptung.

Gerüchte zirkulieren, dass Saudi-Arabien Israel die Möglichkeit angeboten hat, einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen von seinem Territorium aus vorzubereiten. Angeblich habe Israel bereits auf einem Flughafen eine Basis errichtet. Saudi-Arabien weist diese Behauptungen ebenso zurück wie die schon länger verbreitete Vermutung, dass das arabische Land Israel eine Überfluggenehmigung für einen Angriff gewährt habe. Allerdings soll nun die Türkei ein Flugverbot für israelische Flugzeuge verhängt haben. Nach Medienberichten sei dies aber eine Reaktion auf den israelischen Angriff auf die Gaza-Flotte. Auch die militärische Kooperation zwischen beiden Ländern wurde heruntergefahren.

Aber es gibt weitere Gerüchte. So will Gulf Daily News erfahren haben, dass Israel Kampfflugzeuge im Kaukasus, in Georgien und Aserbeidschan, für einen Angriff auf den Iran stationiert habe. Nach der US-Marine und einer Meldung von Stratfor hat der US-Flugzeugträger Harry Truman mit weiteren Kampfschiffen den Suez-Kanal durchquert. USS Harry Trueman soll, wie die US-Marine berichtet, routinemäßig den Flugzeugträger Eisenhower ersetzen. Andere meinen, dies habe mit dem Iran zu tun.

Derweil publizierte der Soziologe Amitai Etzioni von der George Washington University, früher Berater von Jimmy Carter, in der Mai-Juni-Ausgabe der Pentagonzeitschrift Military Review einen Artikel, in dem er eine Alternative zur Bombardierung der Atomanlagen, zu Sanktionen und politischem Druck offeriert. Das seien alles Strategien, so der Soziologie, die nicht funktionieren, zumal die iranische Führung ähnlich wie Terroristen irrational handeln. Um die iranische Führung zum Aufgaben des Atomwaffenprogramms zu bringen, sei es besser, dem Land immer größere "Schmerzen" zuzufügen. Das könne man machen, indem man die bekannten und weniger als die Atomanlagen gesicherten militärischen Stützpunkte bombardiert. Falls dies nichts fruchtet, könne man nach dem Vorbild der Angriffe auf die deutsche und japanische Infrastruktur im Zweiten Weltkrieg wichtige dual-use-Infrastruktur wie Brücken oder Bahnhöfe zerstören und schließlich den Iran zu einer Flugverbotszone erklären.