Öl-Vorräte übertrieben

Britischer Experte meint, dass die bekannten Ölvorkommen kleiner sind, als bisher angenommen wurde

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Die britische Zeitung Telegraph zitiert eine Studie des ehemaligen britischen Regierungsberaters David King, der an der Universität von Oxford lehrt und forscht. Demnach seien die Angaben über Ölreserven um bis zu einem Drittel übertrieben. Nicht zuletzt von der OPEC sei bekannt, dass deren Zahlen geschönt seien. In den viel zitierten Statistiken zum Beispiel der Internationalen Energie Agentur (IEA) oder von BP würde das jedoch nicht berücksichtigt.

King schätzt, dass die konventionellen Reserven (zu denen zum Beispiel nicht die Teersand- und Ölschiefervorkommen gehören) nicht, wie meist angegeben, 1.150 bis 1.350 Milliarden Barrel (157 Liter), sondern nur 850 bis 900 Milliarden Barrel umfassen. Bei derzeitiger Förderung von rund 86 Millionen Barrel pro Tag entspricht das einer Reichweite von maximal 29 statt 43 Jahren.

Mit Reserven werden die bekannten und unter ökonomisch sinnvollen Bedingungen ausbeutbaren Felder bezeichnet. Allerdings sollte man sich nicht allzuviele Hoffnungen auf neue Funde machen. Schon seit den 1980er Jahren wird weltweit mehr Öl verbraucht, als in der gleichen Zeit an neuen Funden gemacht wird. Die Zeit der großen Entdeckungen ist längst vorbei. Außerdem wird der Energieaufwand in den neuen Felder und den "unkonventionellen" Vorkommen immer größer.

King geht davon aus, dass schon 2014 der Bedarf nicht mehr vom Angebot gedeckt werden kann. Über seine Erwartungen, was dies für den Ölpreis bedeutet, macht die Zeitung keine Angaben, aber man kann sich leicht vorstellen, dass die fast 150 US-Dollar pro Barrel, die in Sommer 2008 kurzzeitig erreicht wurden, dann zum Normalfall und wohl auch noch übertroffen würden. Derzeit bewegt sich der Preis bei 81 bis 82 US-Dollar pro Fass. King ist "sehr besorgt", dass westliche Regierungen das Problem nicht ernst genug nehmen.

In Großbritannien haben sich kürzlich immerhin, wie in der letzten Wochenschau berichtet, Vertreter des Energie- und Verkehrsministeriums mit Fachleuten aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengesetzt, um das Thema ernsthaft zu diskutieren. Chris Skebowksi von Peak Oil Consulting, der an dem Treffen teilnahm, spricht von einem "historischen Augenblick". Es sei nicht mehr über das "Ob", sondern nur noch über das "Wie bald" von Peak Oil gesprochen worden.