Wir müssen draußen warten

Außer Kontrolle

Eine Berliner Schule erteilt der Bundeswehr eine Absage - Informationen über "Berufe in der Bundeswehr" sollen nicht von Vertretern der Bundeswehr vorgestellt werden. Aber ist das tatsächlich ein Grund zum Jubeln?

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Laut einem Artikel in der BZ-Online hat eine Schule in Berlin zwei Vertreter der Bundeswehr ausgeladen. Die Jugendoffiziere sollten erläutern, welche Ausbildungen in der Bundeswehr angeboten werden - doch nachdem sich Eltern "kritisch" äußerten und Schüler Flugblätter verteilten, entschied man sich anscheinend, die Infoveranstaltung zu streichen und die Herren der Bundeswehr wieder auszuladen.

„Die Schulen dürfen sich nicht einseitig der Propaganda der Jugendoffiziere öffnen“ lautet der Kommentar der Linkspartei (Sebastian Schlüsselburg) und für all diejenigen, die die Bundeswehr sowieso als Hort der Mörder, Schläger und gewaltgeilen Idioten ansehen, dürfte die Entscheidung ein Grund zum Jubel sein.

Nun mag man die Bundeswehr bzw. das Militär als Institution im allgemeinen ablehnen, davon auszugehen, dass zwei Offiziere, die die Ausbildungsmöglichkeiten der Bundeswehr erläutern, etwas anderes tun würden als Vertreter von Wirtschaft und Handel, wenn sie auf Infoveranstaltungen für die angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten "werben" ist allerdings blauäugig. Wer also meint, dass sich hinter einem solchen Infoangebot gleich eine militärische Propaganda versteckt, der muss zwangsläufig dagegen sein, dass die Schulen im allgemeinen Menschen einladen, die sich, ihre Unternehmen oder ihre Ämter sowie die Ausbildungsmöglichkeiten dort vorstellen - denn bei all diesen "Infoveranstaltungen" wird kaum jemand die Schattenseiten einer Ausbildung darstellen, auf Problematiken hinweisen oder ähnliches. Callcenter-Verbände z.B. stellen ihre "Ausbildung im Dialogmarketing" in Berufsschulen vor, ohne dass davon auszugehen ist, dass hier auf die Problematik des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb eingegangen wird, Politiker stellen sich in Schulen vor und preisen die Vorzüge der parlamentarischen Demokratie und der Parteiarbeit usw.

Warum sollte also die Bundeswehr nicht auch über ihre Ausbildungsmöglichkeiten informieren dürfen? Dass sie aller Voraussicht nach nur die positiven Seiten darstellt, ist eine Binsenweisheit - dies ist überall der Fall, wo sich Arbeitgeber vor- und darstellen. Warum aber sollten gerade die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Bundeswehr anders behandelt werden als andere, die ja auch von den entsprechenden Anbietern vorgestellt werden dürfen? Solange die Institution Bundeswehr besteht, sollte sie auch gleichberechtigt behandelt werden.