Hoffnung Hirnschrittmacher

USA: Elektrostimulations-Verfahren zur Behandlung von Depressionen sollen kurz vor der Marktreife stehen trotz manch gegenläufiger Studien

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Ein Drittel aller Patienten, die an Depressionen leiden, reagieren nicht auf die Behandlung mit Medikamenten. So richtet sich die Hoffnung mancher Schwerdepressiver auf die Behandlung "mit Elektrostimulation durch implantierte Elektroden". Vor drei Jahren erregten kanadische Wissenschaftler damit größeres Aufsehen und große Erfolge:

"Den Patienten wurden Elektroden in ein Areal implantiert, das für die Kontrolle von Stimmungen zuständig ist. Dazu wurden zwei Löcher in den Schädel mit lokaler Anästhesie gebohrt. Durch sie führte man mit der Hilfe der Kernspin-Tomographie die Elektroden ein und implantierte sie in den cingulären Cortex (Cg25). Die Enden der unter der Haut verlaufenden Kabel werden am Nacken mit den Kabeln des in die Brust implantierten programmierbaren Stimulators verbunden. Die Stärke und Frequenz wurden individuell eingestellt, die Wirkung ein halbes Jahr über mit der Positron Emission Tomographie (PET) und neusopsychologischen Tests überprüft. Alle Patienten erlebten mit dem Einsetzen der Stromimpulse, die ihr Gehirn massierten, eine Veränderung. So ist der Raum, in dem sie sich befanden, für sie plötzlich heller geworden und "die Leere verschwunden".

Die Grundgesamtheit der behandelten Patienten war damals nicht sehr hoch: Gerade mal vier von sechs Patienten. Der Behandlungserfolg war allerdinsg eine kleine Sensation. Denn zuvor hatten die Patienten weder auf Medikamente noch auf Psychotherapie und auch nicht auf Elektroschock angesprochen. Nach der Behandlung berichteten sie von außergewöhnlichen Erfolgen: So hatte eine Frau, die zuvor kein Telefongespräch führen wollte, einen "Handel mit Antiquitäten begonnen".

Dieses Jahr könnte des Elektrostimulation-Verfahren mit Gehirnimplantaten einen großen Schritt zur Marktreife in den USA machen. Geht es nämlich nach den Vorstellungen und Hoffungen des amerikanischen Medizintechnik-Unternehmens Northstar Neuroscience, dann sollte der nun anstehende Feldversuch mit Patienten die für die Marktreife nötige Zustimmung der Prüfbehörde FDA bekommen.

Beim Verfahren von Northstar wird die impulsempfangende Elektrode unterhalb der Schädeldecke, aber außerhalb des Gehirns implantiert. Die Geräte, die hier zum Einsatz kommen, wurden letztes Jahr an Patienten erprobt, die an den Folgen eines Schlaganfalls leiden. Er scheiterte allerdings deutlich. In einem aktuellen Interview kündigte der Chef der Firma nun Verbesserungen für den Versuch mit depressiven Patienten an. Seine Hoffnungen auf einen besseren Ausgang dieser Testreihe begründen sich auf einen erfolgreichen Vortest – Grundgesamtheit: 11 Personen.