Erdmagnetfeld beeinflusst das Klima

Forscher an der Ludwig-Maximilians-Universität München haben einen möglichen Mechanismus entdeckt, der den Einfluss des Magnetfelds auf die Löslichkeit von CO2 in Meerwasser aufklärt

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Erste Anhaltspunkte für die Theorie, das Erdmagnetfeld beeinflusse die klimatischen Bedingungen, lieferten geo-archäologische und archäomagnetische Studien. Danach gingen in den letzten vier Jahrtausenden vor unserer Zeitrechnung Zunahmen des Erdmagnetfelds jeweils mit sinkenden Durchschnittstemperaturen auf der Erde einher. Außerdem besteht ein zweiter zeitlicher Zusammenhang zwischen einem stärkeren Erdmagnetfeld und Kaltzeiten seit dem Jahr 700.

Die Forscher Pazur und Winklhofer von der LMU untersuchten nun erstmals, wie sich das Erdmagnetfeld auf die Löslichkeit von Kohlendioxid im Meerwasser auswirkt. Sie verwendeten dazu Meerwasser, das sie entgasten und anschließend unterschiedlich starken Magnetfeldern irdischer Größenordnung aussetzten und maßen, wie viel Luft und CO2 das Wasser aufnahm. Wenn das Magnetfeld schwächer war, lösten sich bis zu 30 Prozent weniger Kohlendioxid.

Die Naturwissenschaftler verwendeten Feldstärken von 50 Mikro-Tesla (entspricht dem Erdmagnetfeld in unseren Breiten) und ein abgeschwächtes Feld von 20 Mikro-Tesla. Geophysiker Michael Winklhofer "Wir schließen aus den Ergebnissen, dass die Stärke des Magnetfelds den Gasaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflusst ... Das Erdmagnetfeld hat sicher keinen allzu großen Einfluss auf die Temperaturen auf der Erde, dennoch könnte die Berücksichtigung dieses Faktors dazu beitragen, Klimamodelle zu verbessern." Anhand der Laborwerte errechneten die Wissenschaftler, wie viel Prozent CO2 in die Atmosphäre gelangen, wenn das Erdmagnetfeld abnimmt: Eine Abschwächung um ein Prozent pro Jahrzehnt dazu führt danach zu einer Freisetzung von zusätzlich 0,35 Mrd. Kohlenstoff pro Jahr. Der Gesamtebeitrag menschengemachter CO2-Emissionen beträgt sieben Mrd. Tonnen Kohlenstoff pro Jahr. Das Erdmagnetfeld sei daher zwar nicht 'verantwortlich' für den Klimawandel, allerdings wirke der Effekt zeitlich in die gleiche Richtung wie der durch den Menschen verursachte CO2-Ausstoß.

Prinzipskizze Erdmagnetfeld. Bild: Wikipedia/Universität Bremen