Bewerbungstraining ist wirkungslos

Die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit bestätigt nach Jahren der Geldverbrennung eine gefühlte Realität

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Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB) kommt zu dem Ergebnis, dass die von der Bundesagentur für Arbeit in den letzten Jahren für "Bewerbungstrainings" von ALG-II-Empfängern ausgegebenen Gelder sinnlos verbrannt wurden, weil solche Maßnahmen keinerlei Auswirkungen auf die Beschäftigungsaussichten haben.

Damit wird nicht nur eine von den meisten Teilnehmern gefühlte und von Anbietern solcher Kurse unter der Hand zugegebene Realität bestätigt: Auch eine Betrachtung des Phänomens mit ethnologischem Instrumentarium zeigte bemerkenswerte funktionale Ähnlichkeiten mit "magischen" Praktiken, mit denen Gesellschaften als nicht kontrollierbar wahrgenommenen Phänomenen begegnen.

In den besonders unter der Regierung Schröder geförderten teuren Seminaren wurden Arbeitslose mit häufig widersprüchlichen Angaben dazu gefüttert, wie Lebensläufe und Bewerbungsunterlagen zu gestalten seien. Eine vor allem für ältere Langzeitarbeitslose sinnvollere Maßnahme wäre möglicherweise eine Veränderung der im Weltvergleich ausgesprochen ungewöhnlichen deutschen Bewerbungsstandards gewesen: Während es in vielen Ländern unüblich ist, das Geburtsdatum anzugeben, gelten in der Bundesrepublik sogar Fotos als Pflichtbeilage – ein teurer Unsinn, dem man in Großbritannien oder den USA mit Kopfschütteln begegnet.

Zu besseren Ergebnissen kam die Studie der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit hinsichtlich des Sinns von Betriebspraktika: Bei Personen, die solch eine Maßnahme absolvierten, wurde zwei Jahre danach eine um 21 Prozentpunkte höhere Beschäftigungsquote festgestellt. Schulische Qualifizierungsmaßnahmen erhöhten die Beschäftigungsquote im Vergleich zur Kontrollgruppe um immerhin 4 Prozentpunkte.