Chinesen haben Hund erfunden

Laut Analysen der mitochondrialen DNA stammen die Vorfahren der heutigen Bürgersteigdekorateure aus dem Gebiet südlich des Jangtse

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Zum ersten Mal könnten sie ein genaues Bild von der Herkunft des Menschen liebsten Haustiers, dem Hund, liefern, behaupten chinesische Forscher in einem Papier, das im Fachmagazin Molecular Biology and Evolution veröffentlicht ist.

Demnach legen Studien der mitochondrialen DNA von 169 Hunden, die mit 1543 Hunden aus der "Alten Welt" verglichen wurden, nahe, dass "der Hund" einen einzigen Ursprung habe, zeitlich wie räumlich. Und der findet sich in China, südlich des Jangtse-Flusses, vor etwa 16.300 Jahren. Einige hundert Wölfe sind für den Menschen-Freund und Bürgersteig-Dekorateur - und einige Millionen Fußhupen - verantwortlich, folgt man den Erkenntnissen von Jun-Feng Pang, Xiao-Ju Zou, Ai-bing Zhang, Li-Yang Luo u.a. (in der Gruppe finden sich aber auch Wissenschaftler von schwedischen, iranischen, österreichischen und deutschen Forschungseinrichtungen).

Die Analysen würden zeigen, dass Hunde weltweit einen gleichartigen Gen-Pool aus zehn wichtigen Haplogruppen teilen. Alle zehn Haplogruppen, das volle Reservoir für die genetische Diversität, vereint habe man aber nur bei Tieren südlich des Jangtse entdeckt. In anderen Regionen Eurasiens würde dann die Diversität stetig abfallen: In Zentralchina habe man nur mehr 7 Haplogruppen entdeckt, 5 in Nordchina und Südwestenasien, in Europa waren es nur mehr 4. Aus dem durchschnittlichen sequenziellen Abstand zu den Haplotypen der Vorläufer folgern die Forscher einen zeitlichen Abstand von c.a. 5.400 bis 16.300 Jahre des Haushundes zu "mindestens 51 Wölfinnen" am Beginn der genetischen Kette.

Daraus ziehen sie einige Rückschlüsse auf die damalige Kultur. So kann sich der walisische Philosoph Mark Rowlands, dessen Buch "Der Philosoph und der Wolf. Was ein wildes Tier uns lehrt" Sinnsuchern ein "bewundernswertes Savoir Vivre" vermitteln soll, auf eine Jahrtausende alte Praxis berufen: Die zahlreichen Gründer des Hundeimperiums - die "einige Hundert Wölfe", welche die Forschergruppe erwähnt - legen den Wissenschaftlern zufolge nahe, dass das Zähmen der Wölfe ein wichtiges Charakteristikum der damaligen agrarisch bestimmten Kultur war.

Ob die frühen Bauern wie Rowlands "eine zutiefst emotional wirkende Verbindung" mit den Tieren eingingen, ist nicht zu erfahren. Derartige autobiographische Therapie-Überlieferungen kamen erst spät in Mode. Das Aufkommen der Hunde wird auf eine Zeit datiert, in der der Reisanbau als kürzlich erworbene Kulturtechnik entwickelt wurde, behaupten die Wissenschaftler. Deren Ansicht nach sind sesshafte Jäger/Sammler und Bauern die ersten, die sich über freundliche Bell- und Jaul-Geräusche und Schwanzgewedel von Hunden freuen konnten.