"Empfindlichkeit der zarten amerikanischen Hintern" auf dem Pranger

Der Hang der Amerikaner zum superweichen, nicht recycelten Toilettenpapier ist in den Blick von Umwelt- und Klimaschützern geraten.

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Der Hang der Amerikaner zu Toilettenpapier, Taschentüchern oder anderen kosmetischen Papiertüchern, die nicht aus recyceltem Papier gemacht werden, gilt Umwelt- und Klimaschützern als Sünde. Immerhin sind die USA der weltweit größte Markt für Toilettenpapier, nur 2 Prozent werden aus recyceltem Papier hergestellt. In Europa und Lateinamerika liege der Anteil bei 20 Prozent und mehr. In den USA wird pro Person drei Mal mehr Papier verbraucht als in Europa und hundert Mal mehr als in China.

Wie New York Times, die von einer "nationalen Obsession" spricht, berichtet, ist der Anteil der superweichen, dreilagigen Luxustoilettenpapiere in den letzten Jahren gestiegen, bei einzelnen Marken im letzten Jahr um 40 Prozent. Der Guardian spricht süffisant von der "Empfindlichkeit der zarten amerikanischen Hintern".

Die Verwendung von superweichem Toilettenpapier, für das Unmengen von Bäumen in Wäldern und auch Urwäldern geschlagen werden, sei im Hinblick auf CO2-Emisssionen schlimmer, so Allen Hershkowitz von der Umweltorganisation Natural Resources Defence Council, als einen benzinfressenden Hummer zu fahren oder Fast Food zu sich zu nehmen: "Das ist ein Produkt, das wir für weniger als 3 Sekunden benutzen, während die ökologischen Folgen der Herstellung aus Bäumen enorm ist. Künftige Generationen werden unsere Herstellung von Toilettenpapier als eine der größten Exzesse unserer Zeit betrachten."

Gerade hat auch Greenpeace in den USA eine Kampagne gestartet und aufgelistet, welche Toilettenpapiere oder Papiertücher aus ökologischen Gründen empfehlenswert sind, weil sie aus recyceltem Papier gemacht und nicht mit Chlor gebleicht werden. Zudem verbraucht die Herstellung von Papier aus Holz weitaus mehr Wasser, als wenn es recycelt wird. "Die Amerikaner könnten pro Jahr mehr als 400.000 Bäume retten, wenn jede Familie eine Rolle recyceltes Toilettenpapier kauft – einmal", heißt es.

Greenpeace widerspricht auch der Darstellung der Hersteller, dass diese nur auf die Verbraucherwünsche reagieren und dass recyceltes Papiertücher eben nicht so superweich gemacht werden könne.