Al-Jazeera: Instrument seiner katarischen Geldgeber?

Wikileaks-Dokumente deuten darauf hin, dass die Berichterstattung des arabischen Nachrichtensenders Teil von außenpolitischen Abmachungen war. Der Sender dementiert

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie unabhängig ist die Berichterstattung von al-Jazeera? Laut Guardian widersprechen Gespräche zwischen den Machthabern in Katar und amerikanischen Diplomaten dem Anspruch des Senders auf unabhängige und freie Berichterstattung. Wikileaks-Dokumente zeichnen den Sender als „außenpolitisches Instrument“ unter der Kontrolle der katarischen Herrscher, der Geldgeber des Senders.

Nach Einschätzungen von US-Diplomaten hat die Führung des Golfstaates einen derart starken, unmittelbaren Einfluss auf den Sender, dass dessen Art der Berichterstattung „Thema bilateraler Deals“ wurde: Gegen bestimmte „größere Konzessionen“ boten Katars Landeschefs eine unkritischere bzw. wohlgesinnte Berichterstattung „ihres Senders“ an. Entsprechende Abmachungen habe es zwischen Katar und Saudi-Arabien, Jordanien und Syrien gegeben.

Laut USA-Botschafter in Katar, Joseph Le Baron, ist Al-Jazeeras Einfluss auf die Öffentlichkeit im „Middle East“ ein „wichtiger politischer Schalthebel für Katar“, der beispielsweise bei der Versöhnung Katars mit Saudi-Arabien eine sehr große Rolle gespielt hat.

Der Sender hat umgehend mit einer Gegendarstellung reagiert. Die Behauptungen der US-Botschaft seien „weit von der Wahrheit entfernt“ heißt es darin. Trotz großem Druck, der auf al-Jazeera seitens regionaler und internationaler Regierungen ausgeübt werde, habe man „nie seine kühne Programmpolitik verändert, die von Prinzipien der freien Presse geleitet wird.“