Schweinegrippe: China setzt auch auf die traditionelle chinesische Medizin

Während Tests die Wirksamkeit der traditionellen chinesischen Medizin bestätigt haben sollen, wurde in China bereits mit der Massenimpfung mit einem im Land entwickelten Impfstoff begonnen.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im Mai hatte das chinesische Gesundheitsministerium nach dem ersten bestätigten Fall einer Infektion eine Arbeitsgruppe mit Experten eingerichtet, um die neue Grippe A(H1N1) oder Schweinegrippe auch mit der traditionellen chinesischer Medizin (TCM) zu bekämpfen. Beschlossen worden war, die Ausbreitung der Grippe mit einer Kombination aus westlicher und traditioneller Medizin zu stoppen. China sei das erste Land, hob man im Gesundheitsministerium hervor, das traditionelle Medizin, die seit Jahrtausenden praktiziert werde, zur Behandlung von Krankheiten einsetzt.

Schon länger habe man auch die Grippe mit TCM, vor allem mit pflanzlichen Wirkstoffen, erfolgreich behandelt, die neue Grippe werde hier keine Ausnahme sein. Auch bei der Sara-Epidemie im Jahr 2003 habe sich gezeigt, dass die Kombination aus westlicher und traditioneller Medizin erfolgreich war. Im Fall der Grippe wird darauf hingewiesen, dass das antivirale Medikament Tamiflu im wesentlichen aus der Shikimic-Säure besteht, die aus dem Sternanis gewonnen wird. Sternanis ist eine der Heilpflanzen der traditionellen chinesischen Medizin. Roche, so ein Vertreter des chinesischen Gesundheitsministeriums, werde von China mit Sternanis versorgt, womit China "indirekt einen Beitrag zur globalen Bekämpfung der Epidemie" leistet.

Bereits im Juni hieß es, dass die ersten Grippepatienten mit TCM erfolgreich behandelt worden seien. Das wird nun von der Gesundheitsbehörde Pekings bestätigt. Danach hätten Tests gezeigt, dass mit TCM die neue Grippe geheilt werden könne. 326 von insgesamt 845 Erkrankten in Peking seien damit erfolgreich behandelt worden. TCM würde die Fiebersymptome und den Husten reduzieren, ohne Nebenwirkungen zu haben. In der Hauptstadt stünden 2 Millionen TCM-Dosen zur Behandlung der Grippe zu Verfügung. Nun wird Peking eine Million Dosen Tamiflu weniger kaufen und dafür TCM einsetzen.

Die Meldung kommt gleichzeitig mit einem Anstieg der Infizierten. Die Grippe habe sich nun aus den Städten aufs Land verbreitet, es gebe Infizierte in allen Provinzen. Nur in wenigen Fällen wird die Grippe importiert, die überwiegende Zahl der Menschen steckte sich in China an. Bislang sind über 10.000 bestätigte Infektionen in China bekannt geworden, davon allen am letzten Wochenende 1.600. Letzten Dienstag und Donnerstag sind weiter 1.200 Menschen erkrankt. Experten rechnen damit, dass nun die Epidemie weiter um sich greift. Die Behörden gehen davon aus, dass Dutzende Millionen Chinesen in der nächsten Zeit an der Grippe erkranken können.

China hat sich nicht nur mit TCM und 10 Millionen Dosen Tamiflu auf die Grippeepidemie eingerichtet, sondern auch mit einem selbst entwickelten Impfstoff. Anfang September hat die chinesische Lebensmittel- und Medikamentenbehörde die ersten Impfstoffe, die von den Pharmakonzernen Sinovac und Hualan entwickelt wurden, nach einem Schnelltest freigegeben, woraufhin das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie gleich 7,3 Millionen Impfdosen bestellt hat. Die ersten Impfdosen sind bereits am 10. September ausgeliefert worden. Eine Impfung soll reichen. In Peking wurde am Mittwoch mit der Massenimpfung von 1,8 Millionen Menschen begonnen. Auch in Schanghai und in der Provinz Guangdong ist mit der Impfung begonnen worden.