Gute Luft verlängert das Leben

Eine amerikanische Studie untersucht die Beziehung zwischen Feinstaub-Luftverschmutzung und Lebenserwartung

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Eine neue Studie aus den USA könnte Feinstaubgegner (siehe Bundesweites Recht auf saubere Luft) aufhorchen lassen: Die Washington Post stellt die gerade im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlichte Arbeit von C. Arden Pope III und Wissenschaftlern aus Harvard mit den Worten vor, dass es hier zum ersten Mal Forschern gelungen sei, "eine Wirkung von verbesserter Luftqualität auf die Lebenserwartung zu dokumentieren".

Der federführende Autor der Studie mit dem eindrucksvollen Namen C. Arden Pope III dürfte auch hierzulande in Fachkreisen bekannt sein; er gilt als Spezialist für die Auswirkung kleinster Schmutzpartikel in der Luft auf die Gesundheit des Menschen, das lässt sich an früheren Studien ablesen, die z.T. auch ins Deutsche h_DXgrX-XTAJ:www.umweltanalytik.com/daten/IQCancer.pdf+C.+Arden+Pope+III&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de&lr=lang_de: übersetzt wurden, oder an einem lehrreichen Vortrag des Feinstaubpapstes, den man auf You Tube verfolgen kann.

Seine aktuelle Studie beruht auf der Sichtung und dem Vergleich von größeren Datenmengen aus den USA, sie ist also eine vorwiegend statistische Untersuchung, die den Effekt von Umweltschutzmaßnahmen, die auf die Verbesserung der Luftqualität zielen, auf die Lebenserwartung von Städtern herausarbeiten will. Das Ergebnis: Im nationalen Durchschnitt stieg die Lebenserwartung von amerikanischen Stadtbewohnern seit 1980 bis zum Jahr 2000 im statistischen Durchschnitt um 2,72 Jahre. Fünf Monate der erweiterten Lebensspanne, so errechneten die Wissenschaftler durch Wegfiltern anderer Einflussgrößen (u.a. Wohlstand, Armut, Rauchen, Migration), korreliert mit dem "Atmen besserer Luft".

Grundlage für die Untersuchung bildeten zum einen Bevölkerungsdaten aus den späten 1970er bis zu den frühen 1980ern und den späten 1990ern bis zu den frühen 2000er Jahren. Diese Daten wurden in Verbindung gebracht mit solchen, die die Luftverschmutzung durch kleinste Partikel in 51 amerikanischen Städtezonen kennzeichnen, ebenfalls zu den genannten Zeiträumen. Die Hypothese der Forscher: die Veränderungen der Feinpartikel-Luftverschmutzung in dieser Zeit - durch umweltpolitische Auflagen etwa für Kraftwerke, neue Grenzwerte etc. - müsste sich in einer veränderten Lebenserwartung spiegeln, was sich "genau in jenen städtischen Zonen zeigen müsste, die den größten Rückgang dieser Verschmutzung verbuchen."

Tatsächlich soll "in einigen der früher am stärksten belasteten Städte wie Pittsburgh und Buffalo" die Verringerung fast 14 Mikrogramm pro Kubikmeter betragen haben. Laut dem Bericht der Washington Post trifft dies für Washington zu, wo der Ruß deutlich abegommen habe:

"People in and around the District benefited more than most because the region has enjoyed a greater reduction in airborne fine particulate matter, or soot, which is linked to heart and respiratory diseases, than many other metropolitan areas. Overall, D.C. area residents were living roughly three years longer in 2000 than in 1980, and more than seven months of that improvement was attributed to the drop in airborne soot."

Zwischen 1980 und 2000, so informiert die Zeitung aus der Hauptstadt, sei das Niveau der Feinpartikel-Verschmutzung um mehr als 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in der metropolitan region gefallen. Die Unschärfe der Ortsangabe "metropolitan region" korreliert mit einer anderen Unschärfe und Schwierigkeit im Zusammenhang mit der Diskussion über Feinstaub in Städten: die Ermittlung genauer Werte der Luftverschmutzung bedingt durch Aufstellungsorte von Meßgeräten.

Dessenungeachtet kommt die Untersuchung zum Ergebnis, dass in Städten mit der größten Veränderung der Luftqualität die Menschen im Durchschnitt zehn Monate mehr an Lebenserwartung dazugewannen. Zehn Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter weniger bedeutet laut Studie eine statistisch erhöhte Lebenserwartung um sieben Monate.