Das Krebshandy und das frühe Sommerloch

Die WHO stuft auch Kaffee und eingelegtes Gemüse als "möglicherweise karzinogen" ein

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In der letzten Woche machte die Meldung Schlagzeilen, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die von Mobiltelefonen erzeugten elektromagnetischen Felder als "möglicherweise karzinogenen" in eine "Gruppe 2b" aufnahm, in der sich so gefährlich klingende Substanzen wie Acetamid, Aflatoxin und Benzofuran befinden. Was dabei etwas unterging, ist, dass sich auch Lebensmittel wie Mate-Tee, Kaffee, und eingelegtes Gemüse in dieser Gruppe tummeln.

Die WHO kennt fünf Kategorien zum Krebsrisiko: "karzinogen" (Gruppe 1), "wahrscheinlich karzinogen" (Gruppe 2a), "möglicherweise karzinogen" (Gruppe 2b), "nicht klassifizierbar" (Gruppe 3) und "wahrscheinlich nicht karzinogen" (Gruppe 4). Für die Aufnahme in die Gruppe 2b reicht dabei schon eine relativ schwache Korrelation, die – wie im Falle der Mobiltelefone – nur in einer einzigen oder in einigen wenigen Studien festgestellt und in zahlreichen anderen verneint wurde. Wie Ed Yong von Cancer Research UK in seinem Blog darlegt, ist die Korrelationen im Falle der Mobiltelefone so wenig signifikant, dass die Formulierung "wahrscheinlich nicht karzinogen" für ein nicht mit den Einstufungskriterien der WHO vertrautes Publikum aussagekräftiger wäre als "möglicherweise karzinogen".

Zudem zeigten jüngere Metastudien über medizinische Studien den Effekt, dass viele Korrelationen sich mit der Zeit abzuschwächen scheinen, was damit zusammenhängen könnte, wie die akademische Welt Anreize setzt. Ein Wissenschaftler, der seine Hypothese in einer aufwendigen Studie widerlegt, erntet nämlich weniger Lorbeeren als einer, der einen Zusammenhang feststellt. Dabei muss keineswegs immer Betrug im Spiel sein: Die unbewusste Ungleichbehandlung zweier Gruppen kann durchaus für das Auftreten eines solchen Effekts reichen.