Wer als Kind einen hohen IQ hat, neigt später zu einem höheren Drogenkonsum

Nach der Auswertung einer britischen Langzeitstudie werden intelligentere Menschen stärker von Drogen angezogen, möglicherweise davon getrieben, sich zu stimulieren und Neues zu erfahren

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Diejenigen, die hinter dem Krieg gegen die illegalen Drogen stehen, aber die Herstellung, den Vertrieb und den Konsum legaler, aber mindestens ebenso schädlichen Drogen wie Alkohol oder Nikotin verteidigen, müssen sich nicht nur damit konfrontieren, dass sie indirekt die organisierte Kriminalität, einen großen Schwarzmarkt, die Ursache von massenhafter Gewalt und die Kriminalisierung von vielen harmlosen Konsumenten fördern. Klammheimlich könnte es sich beim Krieg gegen die Drogen auch um einen gegen die intelligenten Menschen handeln.

Das könnte man zumindest aus einer Studie schließen, die im Journal of Epidemiology and Community Health erschienen ist und Daten einer in den 1970er Jahren begonnenen britischen Langzeitstudie über 8.000 Menschen ausgewertet hat. Für diese wurden der IQ, der Drogenkonsum, sozioökonomische Faktoren und die Bildungskarriere erfasst. Der IQ wurde im Alter von 5 und von 10 Jahren durch Tests erhoben, während gefühlter Stress und Drogenkonsum (Cannabis, Kokain, Aufputsch- und Beruhigungsmittel, LSD und Heroin) im 16. und noch einmal im 30. Lebensjahr durch Selbstauskunft erhoben wurden.

Männer neigen offenbar deutlich stärker zum Konsum von gesellschaftlich verpönten Drogen als Frauen. Meist werden sie mehr als doppelt so viel konsumiert. Interessanter aber ist, dass Männer, die im Alter von 5 Jahren einen höheren IQ hatten mit einer um 50 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit im Alter von 30 Jahren Amphetamine, Ecstasy und andere illegale Drogen konsumierten als der Durchschnitt. Bei den Frauen ist der gleichwohl nur statistische Zusammenhang noch ausgeprägter. Die Intelligenteren konsumierten doppelt so oft Kokain oder Cannabis als diejenigen mit einem niedrigen IQ. Auch wer mit 10 Jahren einen hohen IQ hatte, nahm im Alter von 30 Jahren mehr Drogen, auch wenn man psychische Erkrankungen, soziale Schicht oder Haushaltseinkommen berücksichtigt.

Statistisch belegen konnten die Wissenschaftler den Zusammhang nur bei Cannabis, Koakain, Amphetaminen und Ecstasy, die anderen Drogen wie LSD, Heroin, Methadon, Sedativa, Crack oder Ketamin wurden so wenig konsumiert - weniger als 1,7 Prozent der Befragten im Alter von 30 Jahren -, so dass sich hier keine relevanten Zusammenhänge berechnen ließen.

Intelligent zu sein, zumindest im Hinblick darauf, was IQ-Tests messen, heißt nicht, gesünder zu leben, sondern offenbar, eher der Neugier zu folgen und stimulierende Drogen zu nehmen, sich also anzuturnen, so die Schlussfolgerung der Autoren. Die Neigung von Intelligenten zu Drogen betrifft vermutlich nicht nur die illegalen Drogen, sondern auch die legale Droge Alkohol. Die Autoren weisen auf andere Studien hin, nach denen hochintelligente Kinder sich schneller langweilen, aber auch von ihren Altersgenossen eher abgelehnt werden. Das könnte sie zu Drogen treiben. Allerdings gibt es andere Studien, die das Gegenteil nahelegen.