Telekom-Chef René Obermann: Wandel braucht Zeit

Kritik an der europäischen Regulierungspolitik übte Telekom-Chef René Obermann im TV-Interview und schloss betriebsbedingte Kündigungen für die Zukunft nicht aus.

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Wenn sich ein Vertreter der Telekom gegenüber den Medien äußert, stehen die Chancen auf ein knackiges Zitat zur Regulierung des TK-Marktes ziemlich gut. Da macht auch Vorstandschef René Obermann keine Ausnahme. Die Telekom sei eines der wenigen Unternehmen, "wo sehr genau hingeguckt wird, wie wir unsere Produkte und Preise gestalten, damit unsere Wettbewerber möglichst bevorteilt werden", sagte der Telekom-Boss am heutigen Montag gegenüber dem Nachrichtensender N24. Obermann sieht als Ziel dieser "asymmetrischen Regulierung", wie er es nannte, dass die Telekom Marktanteile abgebe: "Das ist einfach Fakt."

Darüber hinaus mache das derzeitige europäische Regulierungsregime – Brüssel drängt nachdrücklich auf die Öffnung der Märkte und hätte gerne eine starke europäische Regulierungsbehörde – Innovation und Wandel schwierig, sagte Obermann in der N24-Sendung "Was erlauben, Strunz?". Auf beides ist die Telekom angewiesen, wenn sie den Prozess vom Staatsbetrieb zum wettbewerbsfähigen globalen Unternehmen erfolgreich weiterführen will.

Obermann sieht das Unternehmen auf einem guten Weg. Die Zufriedenheit der Kunden steige, sagte er zur Service-Debatte, und die Beschwerden gingen zurück. Das Thema werde im Unternehmen sehr ernst genommen und "minutiös beobachtet" sowie wöchentlich im Vorstand thematisiert. Langfristig soll die Service-Offensive dazu beitragen, das unter Druck geratene Inlandsgeschäft auf Kurs zu trimmen. Im Ausland will Obermann "gezielt" expandieren und der Telekom damit zu Wachstum verhelfen. Davon könne dann langfristig auch der Aktienkurs des Unternehmens profitieren. Den vom Kursverlust der T-Aktie betroffenen Anlegern, von denen einige derzeit vor Gericht um Schadensersatz kämpfen, sprach er sein Bedauern aus.

Doch dafür brauche das Unternehmen noch Zeit. Der Umbau sei ein jahrelanger Prozess, der von Altlasten und einem brutalen Wettbewerb gezeichnet sei. Obermann muss weiter sparen. Der Telekom-Chef betonte, dass die Telekom beim Umbau des Unternehmens bisher weitestgehend ohne betriebsbedingte Kündigungen ausgekommen sei. Eine Garantie, dass das auch in Zukunft so bleibe, könne er allerdings nicht geben: "Das muss ich ganz klar sagen, wenn es in manchen Bereichen nicht anders geht, dann haben wir nur dieses eine Mittel." Anfang April war aus dem Konzernumfeld verlautet, der Telekom-Vorstand beschäftige sich verstärkt mit der Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen. (vbr)