Mathegenie dank Puzzles?

Wenn Kinder zwischen zwei und vier Jahren Puzzle spielen, so fördert das ihre räumliche Vorstellungskraft und damit auch mathematische Fähigkeiten

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Angesichts der Globalisierung, der gnadenlosen Konkurrenz aus China und Indien, dürfe man auch bei Erstklässlern nicht nachlässig sein. Von ihnen werde später viel verlangt, darauf müsse man sie gut vorbereiten, sie müssen lernen, lernen, lernen. Dies sagte mir neulich eine Mutter, Ehefrau eines erfolgreichen Ingenieurs, und ich war erstaunt, dass solche Aussagen in echt fallen.

Auch das Spatial Intelligence and Learning Center (SILC) der Universität von Chicago stellt sich den großen Herausforderungen unserer Zeit: Dort werden Wissenschaftler und Padägogen aus verschiedenen Feldern und Instituten zusammengebracht, um das Verständnis einer kognitiven Kernkompetenz zu fördern: "räumliches Verstehen" (spatial learning). Mit dem besseren Wissen darüber sollten Programme und Techniken entwickelt werden, um die Ausbildung jener Fähigkeiten zu verändern, die "im Wettbewerb einer globalen Wirtschaft gefordert" werden.

Für jene, die daran interesiert sind, ihren Nachwuchs gut auf naturwissenschaftliche, technische und mathematische Felder vorzubereiten, dürfte die aktuelle Studie der SILC-Mitarbeiterin, Susan Levin, einer Entwicklungspsychologin, von Interesse sein.

Dort wird ein nachweisbarer Zusammenhang zwischen Puzzle-Spielen und der Entwicklung des räumlichen Vorstellungsvermögens festgestellt, was nach Einschätzungen Levins Voraussetzungen für einen Erfolg bei den bei den MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vorhersagen lässt: Wenn Kinder zwischen zwei und vier Jahren Puzzle spielen, so fördert das ihre räumliche Vorstellungskraft und damit zusammenhängend auch mathematische Fähigkeiten auf eine deutlich messbare Weise. Einflussfaktoren wie unterschiedliches Einkommen, unterschiedliche Erziehungsweisen, der sprachliche Einfluss der Eltern wurde, so weit möglich, rechnerisch ausgefiltert.

"Kinder, die mit Puzzels spielten, zeigten bessere Leistungen bei Aufgaben, wo es darum geht, ihre mentalen Fähigkeiten zu überprüfen, Figuren im Raum zu bewegen und zu verändern."

Bei Tests hatte sich gezeigt, dass Kinder, die im Alter zwischen 26 und 46 Monaten regelmäßig Puzzle spielten bei einer späteren Überprüfung im Alter von 54 Monaten ein besseres räumliches Verständnis hatten.

Die Ausbildung einer besseren räumlichen Vorstellungskraft wurde bei Jungen wie Mädchen festgestellt. Bemerkenswert ist aber, dass vor allem Jungen beim Puzzlespielen offensichtlich einen Hang zu schwierigeren Aufgaben hatten. Auch beim verbalen Austausch mit den Eltern zeigten sich Unterschiede: "Jedoch spielten Jungen mit komplizierteren Puzzles als Mädchen. Zudem traten Eltern diesen mit einer räumlicheren Sprache gegenüber. So haben Jungen bei einer Aufgabe, in der die mentale Umformung getestet wurde, auch besser abgeschnitten als Mädchen."