Wenn US-Soldaten zu Veteranen werden, wächst für sie die Gefahr

Jeden Tag töten sich 18 Veteranen

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Als US-Soldat lebt man gefährlich. Vor allem dann, wenn man bereits das Militär verlassen hat und Veteran wurde. 30.000 Menschen begehen Selbstmord in den USA, davon sind 6.000 oder 20 Prozent Veteranen. Soldat gewesen zu sein, scheint gefährlicher zu sein, als im Irak oder in Afghanistan im Krieg zu sein. Im Irak starben letztes Jahr 149 US-Soldaten, in Afghanistan 104.

Das Veterans Affairs Department (VA) gibt die Zahl der Veteranen mit knapp mehr als 23 Millionen an. Monatlich versuchen 950 Veteranen, die medizinisch vom VA betreut werden, sich umzubringen, das sind mehr als 30 Selbstmordversuche am Tag, obgleich diese Menschen beobachtet und teilweise betreut werden. 7 Prozent sind "erfolgreich", 11 Prozent wiederholen den Versuch im Lauf von neun Monaten.

Insgesamt töten sich 18 Veteranen jeden Tag, berichtet die Army Times, davon 5, die in irgendeiner Form medizinisch in Behandlung stehen. Nach einer Studie bringt sich ein geringerer Prozentsatz der 18-29-Jährigen, die medizinisch vom VA betreut werden, um als bei den Unbehandelten. Daher spricht das Ministerium von einem Erfolg, weil man angeblich jedes Jahr so 250 Menschen das Leben rette. Und durch die Selbstmord-Hotline würden überdies 7.000 Menschen gerettet werden.

Frauen würden zwar mehr Selbstmordversuche unternehmen, Männer seien damit aber erfolgreicher, weil sie meist Schusswaffen benutzen, während Frauen eher zu anderen Mitteln greifen. Besonders hoch ist die Selbstmordrate bei den Veteranen, die in Afghanistan oder im Irak eingesetzt worden waren. 2009 unternahmen 1.621 Männer und 247 Frauen einen Selbstmordversuch, 94 Männer und 4 Frauen starben.

Um die 140.000 Veteranen büßten 2004 Haftstrafen in Bundes- und Staatsgefängnissen ab, Tausende gibt es vermutlich auch in den County-Gefängnissen. 61 Prozent sollen ein Drogenproblem haben, in den Bundesgefängnissen wurden 46 Prozent wegen Drogendelikten eingesperrt. Nach einem Bericht dürften die Probleme mit den aus dem Irak und aus Afghanistan heimkehrenden Veteranen weiter zunehmen, von denen 30 Prozent unter psychischen Störungen wie Depression oder der posttraumatischen Belastungsstörung leiden sollen. Fast 20 Prozent der US-Soldaten, die nach Einsätzen im Irak oder in Afghanistan aus dem Militärdienst ausgeschieden sind, leiden, so eine Studie, unter Depressionen oder Posttraumatischem Belastungsstörungen (PTSD). Wenn man leichtere Störungen einbezieht, würde die Zahl auf 26 Prozent ansteigen. ( Die psychischen Kosten des Kriegs).

Unter den Häftlingen soll die Suizidrate höher sein, was auch für die zahlreichen Obdachlosen zutreffen dürfte. 2009 waren 107.000 Veteranen an jedem beliebigen Tag obdachlos, wird geschätzt. Aufgrund der verstärkten Hilfen, ist die Zahl stark reduziert worden. 2007 waren es noch mehr als 150.000. Veteranen machen 8 Prozent der Bevölkerung aus, stellen aber 20 Prozent der Obdachlosen. Als Ursachen für die Obdachlosigkeit werden die Gründe genannt, die auch für die Selbstmordrate, die Kriminalität und den Drogenmissbrauch verantwortlich sind: die posttraumatische Belastungsstörung, die zum Drogenkonsum führt.

Kriege zu führen, ist nicht nur für die beteiligten Soldaten (und natürlich ihre Opfer) riskant, sondern kommt auch den im Ausland kriegführenden Gesellschaften immer teurer. Der vermehrte Einsatz von Kampfrobotern wie den mit Waffen ausgestatteten Drohnen oder anderen Waffensystemen, die sich aus sicherer Ferne bedienen lassen, könnte diese sozialen Kosten für reichen Staaten erst einmal wieder reduzieren. Wenn dann allerdings das "Gleichgewicht des Schreckens" durch technische Aufrüstung auch in asymmetrischen Kriegen hergestellt wird und der Fernkrieg, dessen erster Auftritt die Anschläge vom 11.9. waren, auch zur Wirklichkeit im eigenen Territorium wird, dürften die technischen Vorteile wieder schwinden.