Keine Angst vor dem Weltuntergang: Gericht weist Eilantrag gegen LHC zurück

Am 10. September wird mit dem neuen, weltweit größten Teilchenbeschleuniger am Kernforschungszentrum CERN der erste Versuch durchgeführt, Skeptiker befürchten Risiken für die Menschheit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 764 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Manche befürchten, dass Versuche mit dem Large Hadron Collider (LHC), dem weltweit größten und stärksten Teilchenbeschleuniger, der am 10. September mit dem ersten Experiment starten soll, in eine Katastrophe münden könnten. Besonders die geplante Erzeugung von winzigen Schwarzen Löchern könne dazu führen, dass diese immer größer werden und die Welt verschlingen.

Wissenschaftler vom Europäischen Teilchenforschungslabor CERN haben ebenso wie deutsche Kommission für Elementarteilchenphysik versichert, dass von den Experimenten keine Gefahr ausgehe, da "die Prozesse am LHC sich milliardenfach im Weltall abspielen. Wir wissen z.B., dass in jeder Sekunde ungefähr 100000 Protonen der LHC-Energie (und höher) als Teil der natürlichen kosmischen Strahlung auf die Erde einfallen und ‚Mini Schwarze Löcher’ produzieren könnten. Wären diese Mini Schwarzen Löcher gefährlich, würde die Erde eventuell gar nicht mehr existieren."

Weil sie die Experimente trotzdem für potenziell gefährlich und für eine Gefahr für die gesamte Menschheit halten, hat eine Gruppe von besorgten Menschen, darunter auch Wissenschaftler wie der Chaosforscher Otto Rössler und der Wiener Markus Goritschnig, einen Eilantrag auf einstweilige Verfügung am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht, um den Beginn der Experimente im September zu verhindern (Begründung). Erreichen wollte die Gruppe, dass solange keine Experimente durchgeführt werden, bis die "zahlreichen, wissenschaftlich aufgeworfenen und wesentlich noch offenen Fragen (geklärt sind), die sich um nichts Geringeres als um die existentielle Gefährdung unseres Planeten durch ein gigantisches und unzureichend geprüftes Hochenergieexperiment drehen."

Der Eilantrag zur Verhinderung der Apokalypse wurde am Freitag vom Gericht zurückgewiesen, das aber weiterhin die Zulässigkeit der Klage prüfen wird, ob von den Experimenten mit dem LHC das Grundrecht auf Leben verletzt wird. Sollte die Klage zugelassen werden, dürfte sich das Verfahren über Jahre hinziehen. Die Kläger befürchten allerdings, dass selbst ohne die beabsichtige Erzeugung von Schwarzen Löchern schon allein aus dem Betrieb des LHC große Gefahren erwachsen könnten: "Für die Erzeugung der Mikro-Schwarzen-Löcher braucht es am LHC kein spezielles Experiment. Sie drohen, wie oben ausgeführt, bereits ab September 2008 sofort und zahlreich zu entstehen, sobald die Protonenstrahlen ab einer theoretisch bislang nicht näher bestimmbaren kritischen Energie frontal kollidiert werden. Die Entstehung dieser potentiell denkbar gefährlichsten Objekte überhaupt könnte erst Jahre später bemerkt werden, sich aber bereits zuvor irreversibel verwirklichen."

Markus Goritschnig scheint, wie er Spiegel Online erzählte, von einer Art Verschwörungstheorie auszugehen. Angeblich sehe eine ganze Reihe von Wissenschaftlern in den Versuchen mit dem LHC ein Risiko, sie würden sich das aber aufgrund von "Gruppenzwängen" nicht zu sagen trauen. Heimlich werde die Initiative zum Stopp der Experimente angeblich auch von prominenten Physikern, auch von Nobelpreisträgern, unterstützt. Die Namen nennen will der Wiener aber, wie es sich für eine richtige Verschwörungstheorie gehört, nicht. (fr)