Hochleistungssportler leben länger

Nach einer französischen Studie liegt die Todesrate von Teilnehmern an der Tour de France um 41 Prozent niedriger als in der männlichen Durchschnittsbevölkerung desselben Alters

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Wissenschaftlern am Centre d’expertise mort subite (CEMS) am Hôpital Européen Georges Pompidou haben anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Tour de France die 786 französischen Teilnehmer an dem berühmten Radrennen von 1947 bis 2012 untersucht und ihre Todesrate mit der von durchschnittlichen französischen Männern derselben Altersgruppe verglichen.

Hintergrund für die Studie, deren Ergebnisse auf der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie waren nach Xavier Jouven vom CEMS aktuelle Befürchtungen, dass Techniken zur körperlichen Leistungssteigerung und exzessive körperliche Hochleistung der Gesundheit abträglich sein könnten. Eine Langzeitstudie über die Teilnehmer an der Tour de France, die als schwerstes Radrennen gilt, sollte darüber Aufschluss gewähren.

Durchschnittlich nahmen die Radrennfahrer 2,5 mal an dem Rennen teil, sie waren bei der ersten Teilnahme 25 Jahre alt und wurden 37,4 Jahre verfolgt. Da seit 1990 aber keiner der französischen Radrennfahrer mehr gestorben ist, könne man nicht direkt die Dopingfolgen erkennen, zumal diese auch erst später exzessiv eingesetzt wurden.

Die Wissenschaftler ermittelten die standardisierte Todesrate (SMR) der Radrennfahrer und verglichen sie mit den Daten der gleichaltrigen Männer aus der Human Mortality Database. Von den 786 Radrennfahrern waren bis 1. September 2012 208 (26%) gestorben. Das ist eine SMR im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung von 0,59, was bedeutet, die Todesrate der Radrennfahrer ist um 41 Prozent niedriger. Das ist ein großer Unterschied und könnte bedeuten, dass Hochleistungssport die Gesundheit fördert, zumindest was die Lebenserwartung betrifft, da die körperliche Verfassung allgemein nicht verglichen wurde. Auch die zwei primären Todesursachen – Krebs (32,2%) und Herz-Kreis-Erkrankungen (29%) – kamen mit einer SMR von 0,56 bzw. 0,67 bei den Rennfahrern weniger häufig als in der allgemeinen Bevölkerung vor. Nur bei der mit 15,8 Prozent dritthäufigsten, als äußerlich bezeichneten, meist mit Traumata verbundenen Todesursache lagen die Rennfahrer mit einer SMR von 1,06 ein wenig darüber.

Nach der Studie sei die SMR konstant über die Jahre und die verschiedenen Dopingmoden – Kokain und Amphetamine (1947-1970), Androgene und Anabolika (1971-1990) und Wachstumshormone und EPO (1991-2012) – gewesen. Sie sei auch konstant für alle Altersgruppen, eine Ausnahme würden nur die jüngeren Radrennfahrer unter 30 Jahren darstellen, bei denen die Todesrate mit einer SMR von 1,65 – meist Verkehrs- und Rennunfälle) über der der Allgemeinbevölkerung lag. Das bezeichnen die Wissenschaftler allerdings nicht signifikant. Man kann sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass mit der Studie die wegen Doping umstrittene Tour de France und der Radrennsport rehabilitiert werden soll.