Zuviel Strom am Markt

Die AKW-Abschaltungen können vorgezogen werden und die EEG-Umlage wird immer mehr für den Bau neuer Kohlekraftwerke zweckentfremdet

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Die nächsten AKWs sollen eigentlich erst 2015 (Grafenrheinfeld) und 2017 (Gundremmingen B) abgeschaltet werden. Ihre Außerbetriebnahme wurde jetzt an der Strombörse eingepreist und der Strompreis sinkt trotzdem weiter.

Am Freitag lag der Futures-Strompreis für Grundlaststrom den Großabnehmer und die Industrie im Jahr 2015 geliefert bekommen unter unter 4 ct/kWh. Der Stromindex Phelix (Physical Electricity Index) für Grundlaststrom (Baseload Year Future) für 2015 wurde für 3,990 Cent und der für 2016 mit 3,998 Cent pro Kilowattstunde gehandelt.

Die niedrigen Preise setzen die fossilen Kraftwerksbetreiber unter Druck. RWE Chef Peter Terium bezeichnet einen Preis von 4 Cent/kWh als Schwelle unter der sich weder Investitionen in konventionelle noch in regenerative Kraftwerke lohnen.

Die niedrigen Preise gibt es natürlich nur für die Großverbraucher, die doch auch schon von der EEG-Umlagebefreiung profitieren. Es kann also offensichtlich nicht die Rede sein von einer Benachteiligung exportorientierter Industrien durch hohe Strompreise in Deutschland.

Norbert Allnoch vom Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) konstatierte, dass die Stromversorger das Ausbautempo der erneuerbaren Energien einfach völlig unterschätzt haben und jetzt auch noch den Markt mit neuen Kohlekraftwerken überschwemmen. Dadurch wird der Differenzpreis für die EEG-Umlage künstlich hoch getrieben.

Letztlich kann man es auch so formulieren: Die EEG Umlage fördert heute nicht mehr den Ausbau der Erneuerbaren sondern den Weiterbetrieb und Bau neuer fossiler Kraftwerke ohne dass dafür noch neuer Bedarf besteht. Eine Forderung lautet deshalb, den EEG-Strom endlich separat an der Börse zu handeln, dadurch würde Ökostrom nicht mehr als eigenschaftsloser Graustrom vermarktet und die EEG-Umlage könnte sinken, weil nicht mehr wie bisher die Erneuerbaren erst den Strompreis an der Börse senken, die höheren Differenzkosten aber einfach auf die EEG-Umlage aufgeschlagen werden.