Strip-Clubs, Kokain oder im Helikopter nach Ascot?

LIBOR-Skandal bringt die engen Kontakte zwischen Tradern und Brokerfirmen ans Licht, die sich anscheinend oft auch auf gemeinsame gesellschaftliche Erlebnisse stützen

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Die Manipulation der LIBOR-Zinssätze durch Trader einzelner Großbanken war angesichts von mindestens einem Dutzend einmeldender Banken sicherlich nicht ganz einfach zu managen. Immerhin mussten jeweils wohl mindestens drei Banken beteiligt sein, um auf den gewünschten Effekt hoffen zu können, wobei die Trader verschiedener Banken untereinander zudem in intensiven in Konkurrenzverhältnissen stehen und ihre Markt-Interessen gegnerischen Tradern wohl grundsätzlich ungern mitteilen wollen.

Ebenfalls unter starkem Konkurrenzdruck stehen die Broker-Unternehmen, die die Geschäfte der Trader umsetzen. Sie konkurrieren um eben diese Trader, deren hohe Order-flows ihnen rasch sechsstellige Kommissionseinnahmen bringen können. So untersuchen britische und US-Behörden, die im LIBOR-Skandal ermitteln, laut Wall Street Journal Online) nun die Rolle der Londoner Brokerhäuser, die eine Schlüsselrolle dabei gespielt haben sollen, die Interessen der Trader der Großbanken zu koordinieren.

Nebenbei kommt durch die Untersuchungen allerdings auch ans Licht, was die Broker sonst so unternehmen, um von den Tradern Aufträge zu erhalten - und das dürfte sittenstrenge Medien wohl mehr interessieren als der Finanzskandal. Intensiv durchleuchtet wurde dabei etwa Neil Danziger, ein Trader der Royal Bank of Scotland, der vom Londoner Broker Tullett Prebon offenbar laufend in Londoner Strip Clubs eingeladen wurde und auf dessen Kosten lange Wochenenden in Las Vegas verbrachte, während ihm der Londoner Broker R.P. Martin frühzeitigen Zugang zu lukrativen Trades einräumte. Danziger hätte beide aufgefordert, ihm bei seinen LIBOR-Manipulationen zu helfen, während diese ihn in Manipulationen eines weiteren Traders einbanden.

Vielleicht lassen sich derartige Schiebereien ja am Besten im Bordell absprechen, jedenfalls sind die Regeln über den Umgang mit Auftraggebern in London, wo der LIBOR-Skandal konzentriert war, wesentlich weniger streng als in New York. So würden laut WSJ die Broker regelmäßig einen Teil der Handels-Kommissionen in der Form von "Entertainment" an geschätzte Trader zurückgeben, was gelegentlich auch Kokain und Prostituierte umfassen soll. Der Broker ICAP spendierte etwa Wochenenden in den Alpen und Saint-Tropez, der Broker BGC Partners flog Trader samt Familien im Helikopter zum Pferderennen nach Ascott, während Tradition Financial Services die Trader gern zu den erotischen Partys der "Lady Marmalade" entführte. Für ihre Hilfe bei den LIBOR-Manipulationen hätten die Broker von den Tradern teilweise Aufträge erhalten, die gleichzeitig in beide Richtungen liefen und sich folglich gegenseitig aufhoben, so dass der Broker zwar keinen Aufwand hatte, dafür aber die doppelte Provision erhielt.