"Die Entsorgung muss und wird zügig verwirklicht werden"

Vor 30 Jahren versprach der westdeutsche Bundeskanzler ein Endlager für den Atommüll

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Genau 30 Jahre ist es heute her, dass Helmut Kohl (CDU) eine Regierungserklärung nach der ersten von ihm gewonnenen Wahl abgab. Im Jahr zuvor war er durch einen Koalitionswechsel der FDP Bundeskanzler geworden, der seinerzeit den langjährigen Außenminister und FDP-Chef Hans-Dietrich Genscher für einige Jahre zum best gehassten Politiker Westdeutschlands machte.

Kohls damalige Erklärung vor dem Bundestag, mehrfach unterbrochen durch einen gewissen grünen Abgeordneten Fischer aus Frankfurt, ist ein in mancherlei Hinsicht lesenswertes Zeitdokument, unter anderem auch angesichts der derzeit laufenden Diskussion um die Neuaufnahme der Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Müll der Atomkraftwerke.

Schauen wir, was Kohl zu sagen hatte:

"Bei der friedlichen Nutzung von Kernenergie haben wir einen hohen Sicherheitsstandard erreicht." (Siehe auch Vattenfalls Pannenreaktor, Da haben wir wohl was vergessen, Der letzte lässt das Licht an oder Fahrlässig)

"Wir können und werden auf diese umweltfreundliche Energiequelle nicht verzichten." (Siehe auch 15 Jahre Tschernobyl, 25 Jahre Tschernobyl oder Warten auf den Supergau.)

"Wir werden auch die zukunftsweisenden Reaktortechnologien zum Erfolg führen." (Ungefähr so wie den eineinhalb Jahre nach dieser Rede in Betrieb genommenen und vier Jahre später stillgelegten Thorium-Hochtemperaturreaktor: Über vier Milliarden DM Baukosten, mehr als das Zehnfache der ursprünglich veranschlagten Summe, mindestens 74 Prozent davon aus Steuergeldern, 15 Jahre Bauzeit, rund 2,9 Milliarden Kilowattstunden erzeugter Strom - Alle Angaben nach Wikipedia. Macht unter Vernachlässigung der Betriebs- und Stilllegungskosten etwa 1,4 DM pro Kilowattstunde.)

"Die Entsorgung muß und wird zügig verwirklicht werden."

30 Jahre später gibt es noch immer kein Endlager, aber die neun verbleibenden deutschen AKW produzieren weiter tonnenweise hochradioaktiven Müll, der für die nächsten mindestens 100.000 Jahre sicher untergebracht werden muss. Die einstigen grünen AKW-Gegner haben zwischenzeitlich ganz staatsmännisch dazu beigetragen, dass das Thema mit Zwischenlagern an den Standorten entschärft und der kommenden Generation aufgehalst werden konnte. Übrigens: Voraussetzung für die Betriebsgenehmigung der AKW ist eine gesicherte Entsorgung.