Update: Alle Kontobewegungen eingefroren

Probleme der isländische Onlinebank Icesave doch gravierender als "zufällige technische Fehler", wie noch am Montag behauptet. Update: Niederländische Behörden beschlagnahmen Guthaben von Icesave

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Am Montag rätselten britische Kunden der isländischen Bank Icesave noch, ob die Tatsache, dass sie auf ihrem Konto online kein Geld mehr bewegen konnten, tatsächlich rein "zufällig auftretenden" technischen Gründen geschuldet war, wie die Bank erklären ließ (siehe Bankenkrise bringt neue Unsicherheit beim Onlinebanking), oder eher doch - wie mancher verunsicherte Kunde befürchtete - dem Finanz-Schlamassel, das ganz Island in den Bankrott zieht.

Seit gestern ist das Rätselraten beendet: Jetzt sind alle Kontobewegungen von Icesave eingefroren. Die Erklärungen der Bank halten sich nun nicht mehr an technische Fehler und das Wort "random" wie noch am Montag, sie bleiben ganz aus. Auf der englischen Webseite der Bank wird nur frostig statuiert:

"We are not currently processing any deposits or any withdrawal requests through our Icesave internet accounts. We apologise for any inconvenience this may cause our customers. We hope to provide you with more information shortly."

Da Icesave zur isländischen Landsbanki gehört, die eben verstaatlicht wurde, soll jetzt die Icelandic Financial Supervisory Authority für Einlagen bis zu 20.000 Euro garantieren . Da Großbritannien darüberhinaus laut der staatlichen Financial Services Authority seit gestern für Einlagen bis zu 50.000 Euro aufkommen will, könnten sich die britischen Kunden mit kleineren Einlagen sicher fühlen. Allerdings scheint derzeit vieles vorstellbar; und dass die Garantien im Ernstfall nicht geleistet werden können, gehört zum neuen Möglichkeitsraum dazu, selbst wenn angebliche 300.000 britische Kunden von Icesave rechnerisch Garantiesummen ergeben, für die britische Banken aufkommen könnten.

Laut Reuters beklagten sich gestern auch Kunden des niederländischen Sparte der Bank - icesave.nl -, die erst seit vier Monaten existiert, aber in dieser Zeit durch höhere Zinsversprechen ( 5 % und später 5,25 %; der Durchschnittzinssatz in den Niederlanden wird mit 4 Prozent angegeben) kräftige Kundengewinne (50.000) zu verzeichnen hatte - über Probleme beim Zugang zu ihren Onlinekonten.

Update

:

Wie heute Vormittag gemeldet wird, hat das staatliche Inkasso-Büro der Niederlande (NIB) Icesave.nl zur Freistellung der Guthaben in den Niederlanden aufgefordert. Nach Schätzungen des NIBs dürften sie mit etwa 250.000 Euro nur einen geringen Teil der Verbindlichkeiten ausmachen. Nach Aussagen von NIB-Direktor Maarten van der Donk könnten die meisten Kunden der Online-Bank nur darauf hoffen, dass sie am "Ende eines langwierigen Inkasso-Verfahrens" wenigsten teilsweise durch den isländischen Staat entschädigt werden.

Van der Donk kritisierte deutlich die Politik der Bank, welche die Kunden mehrere Tage mit irreführenden Entschuldigungen abgespeist hatte: Icesave hatte noch bis Dienstagnachmittag wider besseren Wissens behauptet, liquide und kreditwürdig zu sein.

"Davon war längst kein Wort mehr wahr", wird Van der Donk zitiert. Zu diesem Zeitpunkt hätten, wie berichtet, Sparer bereits keinerlei Transaktionen mehr bei der Online-Bank vornehmen können.

Siehe die Telepolis-Umfrage: Wie steht es um Ihr Vertrauen?