Alle Männer schauen Pornos - vor allem im Internet

Nach einer Studie eines kanadischen Wissenschaftlers wird die Sexualität der Männer aber nicht durch Pornos verändert.

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Eigentlich wollten die Wissenschaftler der Universität Montreal unter der Leitung von Simon Lajeuness für das Interdisciplinary Research Center on Family Violence and Violence Against Women untersuchen, welche Auswirkungen Pornografie auf die Sexualität von jungen männlichen Konsumenten. Dazu wollte man regelmäßige Konsumenten mit solchen Männern vergleichen, die noch keine Pornografie gesehen haben. Das aber soll deswegen nicht geklappt haben, weil man keinen einzigen fand. Das ist nicht überraschend, wenn man andere Umfragen betrachtet ( Pornos und kleine Lügen).

So also wurden, wie Lajeuness berichtet, 20 heterosexuelle Studenten nach ihrem Sexualleben befragt, was freilich nicht sonderlich repräsentativ ist. Alle gaben sie an, dass sie in ihrem zehnten Lebensjahr erstmals Pornofilme gesehen hatten. Das hätte sie jedoch erst einmal abgestoßen, so dass sie erst wieder als Erwachsene nach Pornos suchten. Singles würden durchschnittlich 40 Minuten lang Pornos drei Mal die Wochen anschauen, Männern in Beziehungen 20 Minuten 1,7 Mal die Woche. 90 Prozent der Pornos werden online angeschaut, 10 Prozent kommen aus Videogeschäften. Für die Pornofilme im Internet würde keiner zahlen. Benutzt werden nur, was kostenlos angeboten werde. Gesehen wird in aller Regel alleine, wobei sich die Männer meist nur das anschauen würden, was ihren sexuellen Vorlieben entspricht, während sie schnell vorspulen oder weiterklicken, wenn sie etwas abstoßend oder geschmacklos finden.

Auf die Sexualität der Männer, so Lajeunesse, scheinen Pornos keinen negativen Einfluss auszuüben: "Keine der Befragten hatte eine pathologische Sexualität. Alle ihre sexuellen Praktiken waren ganz gewöhnlich." Und er geht davon aus, dass Pornografie auch nicht ihre Wahrnehmung von Frauen oder ihrer Freundin verändert habe. Wer seine Fantasien nicht mit seiner Partnerin ausleben kann, streicht diese einfach, meint Lajeunesse. Die Wirklichkeit bricht die Fantasie, die Männer würden auch nicht wollen, dass ihre Partnerin wie ein Pornostar aussieht. Alle würden mit dem Prinzip der Gleichheit von Mann und Frau übereinstimmen, aber sie würden sich als Opfer eines feministischen, die Pornografie verurteilenden und Schuld erzeugenden Diskurses fühlen. Die Pornografie sei für die Männer ein Hilfsmittel zur Masturbation, "die eine Weise ist, sich um sich selbst zu kümmern, eine sexuelle Beziehung zu sich selbst zu haben und der Fantasie nachzuhelfen".

Auch die Aggressivität würde Pornografie nicht stärken: "Angreifer brauchen keine Pornografie, um gewalttätig zu werden, Süchtige können nach Drogen, Alkohol und Spielen süchtig werden und asoziale Fälle sind pathologisch. Wenn Pornografie den Einfluss haben würde, den ihr viele zuschreiben, dann müsste man einem Homosexuellen nur heterosexuelle Filme vorsetzen, um seine sexuelle Orientierung zu verändern." Nicht nur in den USA gilt Pornografie als höchst gefährlich ( Anschlag auf das Gehirn, Cybersex ist wie Heroin).