Schavan: "Das bin ich der Wissenschaft schuldig"

Die Uni Düsseldorf schwächt den Plagiatsvorwurf ab, Schavan gibt sich weiter kämpferisch

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Wie die Süddeutsche Zeitung erfahren haben will, bereitet die Universität Düsseldorf einen Rückzug vor und will nicht mehr behaupten, dass die Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) in ihrer Promotionsarbeit eine "leitende Täuschungsabsicht" gezeigt habe. Schavan hat, mit der Rückendeckung der Leiter einiger Forschungsinstitutionen, die von ihrem Ministerium mit finanziert werden, jede Täuschungsabsicht zurückgewiesen und behauptet, sie habe die Arbeit seinerzeit "nach bestem Wissen und Gewissen" verfasst. Nun will der Promotionsausschuss nach der SZ nur noch von einer Art bedingtem Vorsatz ausgehen, nämlich dass sie Verstöße gegen Regeln des Zitierens in Kauf genommen, also nur noch ein bisschen bewusst getäuscht habe, wenn sie durch Umschreiben des Wortlauts vermieden hat, ein Zitat kenntlich zu machen.

Ob mit der Abschwächung des Vorwurfs auch schon die Gefahr eines Verfahrens auf Aberkennung der Promotion für die Ministerin abgewendet ist, wird sich erst am Dienstag zeigen, wenn der Rat der Philosophischen Fakultät darüber entscheiden will. Der Verdacht besteht allerdings, dass die Universität einen Kompromiss anstreben könnte, der beide Parteien das Gesicht wahren lässt und einen Streit vermeidet. Schavan kann weiterhin sagen, sie habe nach bestem Wissen und Gewissen ihre Arbeit verfasst, also manche Regeln nicht so wirklich gekannt, während die Universität nicht damit rechnen muss, in einen juristischen und politischen Konflikt hineingezogen zu werden, dessen Ausgang unklar ist und der womöglich für die Universität nachteilig ausgehen könnte, da man ihr vorwerfen könnte, parteipolitisch zu handeln. Schließlich wäre die Aberkennung des Doktortitels für die Wissenschaftsministerin der Union eine Riesenblamage, sie dann in dem Posten nicht mehr haltbar, was Kanzlerin Merkel im Bundestagswahlkampf in Probleme stürzen dürfte.

Schavan demonstriert derweilen weiter Entschlossenheit, bis zum Letzten zu kämpfen. Sie werden sich auch dann für ihren Wahlkreis nominieren lassen, wenn die Uni Düsseldorf ein Verfahren einleitet, sagte sie der FAS. Und fügte trotzig hinzu, was aber doch schon ziemlich peinlich wirkt: "Das bin ich der Wissenschaft schuldig." Unterstützung bekommt sie dabei von ihrem Kreisverband, der selbst dann an der Nominierung festhalten will, wenn Schavan von ihrem Ministeramt zurücktreten muss.

Im Schavanplag heißt es:

"Insgesamt gibt es 97 Seiten im Haupttext der Dissertation von S. 11 bis 335, auf denen Übernahmen aus 45 Quellen nicht oder nicht ausreichend kenntlich gemacht werden. Bei 63 von 130 einzelnen Fragmenten handelt es sich um Verschleierungen, d.h. die (wirkliche) Quelle der Ausführungen wird – im Gegensatz zu Bauernopfern – auch im Umfeld der Übernahme nicht genannt.

Als Muster lässt sich erkennen, dass die Verfasserin oft vorgibt, Primärquellen zu rezipieren, während sie tatsächlich mit leichten Abwandlungen aus der Sekundärliteratur abschreibt. In vielen Fällen werden dabei auch Fehler bei Zitaten oder Literaturangaben mit übernommen bzw. – seltener – korrekte Literaturangaben fehlerhaft übertragen."