Welche Rolle haben rassistische Vorurteile im Fall Trayvon Martin gespielt?

Staatsanwaltschaft veröffentlicht neue Details

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Auf die Anfrage von über 50 Medien hin veröffentlichte die zuständige Staatsanwaltschaft in Florida eine Reihe von Dokumenten zum Fall Trayvon Martin. Der Fall, bei dem ein Nachbarschaftswächter einen schwarzen Besucher in einer Gated Community erschoss, hat über die USA hinaus große Medienaufmerksamkeit erhalten. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, welche Rolle rassistische Vorurteile bei dem tragischen Vorfall gespielt haben ( Wenn das Aussehen zum Verdacht reicht).

Der Nachbarschaftswächter Zimmerman beteuert, dass er aus Notwehr gehandelt habe. Angehörige des Erschossenen führen dagegen an, dass Trayvon Martin unschuldig und unbewaffnet war. In die Diskussion über mögliche rassistische Vorurteile (schwarze Hautfarbe und Kapuzenpullover), die zum tödlichen Konflikt führten, schalteten sich viele Prominente ein. Auch Präsident Obama beteiligte sich mit einer umstrittenen Äußerung:

"If I had a son, he’d look like Trayvon. When I think about this boy, I think about my own kids."

Die Dokumente, Aussagen von Polizisten, Zeugen, medizinische Protokolle, Fotos, Aufnahmen der Notrufe u.a. stützen einerseits Aussagen des Beschuldigten - der Nachbarschaftswächter Zimmerman muss sich nun vor Gericht wegen Totschlags verantworten ( Anklage im Fall Trayvon Martin). Fotos, von Zimmerman aufgenommen nach der tödlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf er Martin aus einer "mittleren Distanz" ins Herz schoss, zeigen blutende Wunden an seinem Hinterkopf.

Dazu bestätigen Aussagen von Polizisten, die bezeugen, dass Zimmerman bei der Vernehmung unmittelbar nach dem Geschehen so aussah, als ob sein Nasenbein gebrochen sei; die Nase blutete. Zimmerman wurde drei Mal angeboten, sich in ein Krankenhaus zur Behandlung zu begeben, er lehnte jedesmal ab.

Bandaufnahmen von Anrufen bei Notrufzentrale spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Verteidigung Zimmermans, die auf Notwehr plädiert. Auf den Aufnahmen sind 14 Hilferufe (in einer rund 38 Sekunden langen Zeitspanne) zu hören - eine männliche Stimme, die "help" oder "help me" ruft. Die Mutter Martins hatte die Hilferufe als von ihrem Sohn kommend identifiziert. Anders der Vater: Laut Polizeiprotokoll antwortete er, "emotional sehr berührt", mit "Nein", auf die Frage, ob die Hilferufe von seinem Sohn stammten.

Zeugenaussagen erwähnten, dass Zimmerman rassistische Äußerungen getätigt habe, als er die Verfolgung von Martin aufnahm. Eine dahingegehende Untersuchung der Telefon-Aufnahmen durch FBI-Spezialisten erbrachte keinen Nachweis dafür. Ebensowenig konnten die Spezialisten einen beweiskräftigen Nachweis dafür erbringen, wer von beiden um Hilfe rief - "because of poor sound quality or, in the case of the screams for help, the 'extreme emotional state' of the person screaming".

Aus den Dokumenten der Staatsanwaltschaft geht andrerseits auch die Einschätzung der Polizei hervor, dass die Auseinandersetzung hätte vermieden werden können, wenn Zimmerman mit Martin gesprochen hätte, bevor es zum Kampf kam. Gegen die Darstellung der Verteidigung Zimmermans, die behauptet, dass Martin Zimmerman verfolgt habe und auf ihn losgegangen sei, spricht die Aussage von Ermittlern, die feststellen, dass Martin in die Richtung lief, in der sich die Wohnung befand, wo er zu Gast war.

Ein medizinischer Bericht konstatiert, dass Spuren von Marihuana-Konsum in Blut und Urin von Trayvon Martin gefunden wurden.