Feinstaub schlägt auch aufs Gehirn

Nach einer Studie kann Feinstaub, der durch den Straßenverkehr entsteht, auch Gehirnzellen schädigen

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In der EU wurden Grenzwerte für Feinstaub verordnet, der anthropogen verursacht vor allem vom Verkehr, von der Industrie und Heizungen stammt. Im Verkehr produzieren Dieselmotoren, aber auch Reifen- und Bremsabrieb sowie der Abrieb des Straßenasphalts Feinstaub. Das führte zu der wohl bislang wenig erfolgreichen Einführung von Umweltzonen in Städten, die sich allerdings von Land zu Land unterscheiden, um die mit dem Feinstaub verbundenen Gesundheitsschäden und Mortalität zu reduzieren.

Allerdings könnte das toxische Gemisch, das im Feinstaub enthalten ist, nicht nur die körperliche Gesundheit beeinträchtigen und zu Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs oder Herzkreislauferkrankungen sowie zu einer Verkürzung der Lebenszeit führen. Besonders gefährdet sollen hier die Menschen sein, die mit dem Fahrrad fahren oder joggen, also sich körperlich anstrengen und dabei große Mengen an Feinstaub inhalieren. Bei Versuchen mit Mäusen, die dem Feinstaub von einer Schnellstraße ausgesetzt wurden, zeigte sich überdies, dass nach einigen Wochen die Zahl der Mutationen in den Spermien deutlich ansteigt, aber auch wieder zurückgeht, wenn die Luft weniger belastet ist.

Ein weiteres Gefährdungsrisiko wollen nun Wissenschaftler der University of Southern California ausgemacht haben, auch wenn es wieder nur Mäuse betrifft. Für ihre doi/10.1289/ehp.1002973: Studie, die in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlicht wurde, haben sie Mäuse 150 Stunden lang, verteilt auf 10 Wochen, Feinstaub mit Partikeln bis zu einer Größe von 200 Nanometern, die von Autofiltern nicht zurückgehalten werden, aus der Luft einatmen lassen. Der Feinstaub wurde aus der Luft an Highways von Los Angeles eingesammelt und mit einer neuen Technik unter Laborbedingungen wieder mit Luft vermischt. In einem weiteren Versuch wurde Feinstaub direkt in Kulturen von Gehirnzellen von Ratten eingebracht.

Erstmals konnten die Wissenschaftler so zeigen, dass Feinstaub, der eingeatmet wird oder direkt an Gehirnzellen gelangt, schon nach kurzer Zeit Neuronen und Gliazellen schädigt. Vor allem sind Neuronen betroffen, die beim Lernen oder für die Gedächtnisbildung eine wichtige Rolle spielen. Neuronen in jungen Mäusen zeigten ein schlechteres Wachstum. Zudem stellten die Wissenschaftler Hinweise auf Entzündungen im Gehirn fest, die mit Alzheimer und vorzeitigem Altern verbunden sind.

Es könnte also durchaus sein, dass die vom Straßenverkehr ausgehende Feinstaubbelastung, wenn Menschen dieser häufig und länger ausgesetzt sind, auch das Gehirn beeinträchtigt. Allerdings würde diese Gefährdung nicht nur vom Straßenverkehr, sondern auch von Verbrennung von Kohle und Holz ausgehen, weswegen selbst die Umstellung des gesamtem Verkehrs auf Elektrofahrzeuge, bei denen zudem Abrieb von Reifen, Bremsen und dem Straßenbelag entsteht, keine Lösung bedeuten würde.