Jede dritte Ehe geht in die Brüche

Statistisches Bundesamt stellt einen leichten Rückgang der Scheidungen in Deutschland fest. "Die durchschnittliche Ehedauer der im Jahr 2012 geschiedenen Ehen betrug 14 Jahre und 7 Monate"

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Das standesamtlich zertifizierte Treueversprechen galt vor einigen Jahren noch als überholter Akt; wenn Hochzeit gefeiert wurde, dann waren häufig praktisch-amtliche Gründe zu hören, die beinahe wie eine Rechtfertigung klangen dafür, dass sich die Beziehung in den alten bürgerlichen Rahmen einfügen soll. Die Liebe war nicht der Hauptgrund, dafür war kein Trauschein nötig. Seit einigen Jahren hat die vom Standesamt beglaubigte Ehe wieder an Prestige gewonnen. Vielleicht, weil jetzt Sicherheit und Verlässlichkeit im Lebensmodell wichtiger sind als Aufbruch, Abenteuer und sonstige Reizwörter der auf Freiheit ausgerichteten Lebensanschauungen- und gefühle im Ausgang des letzten Jahrhunderts. Möglicherweise auch, weil sich frühere Subkulturen jetzt über das bürgerliche Beziehungsformat freuen.

Spießig wird die Ehe kaum mehr genannt. Entgegengehalten wird denen, die sich trauen, von Skeptikern gerne die Aussicht, dass nicht, wie vertraglich vereinbart, erst der Tod der Ehe eine Ende setzt, sondern eine Scheidung, die aller Wahrscheinlichkeit nach schneller kommt, als man denkt. Ein eingebautes Scheitern also verbunden mit Schmerz, so die skeptische Botschaft an die Romantiker, und hohen finanziellen Kosten, was man den Pragmatikern zum Nachdenken aufgibt.

Das statistische Bundesamt hat heute neue Zahlen zu Scheidungen in Deutschland veröffentlicht. Demnach liegt die durchschnittliche Haltbarkeit der Institution derzeit bei 14 Jahren und sieben Monaten, diesen Wert geben die Statistiker als die "durchschnittliche Ehedauer der im Jahr 2012 geschiedenen Ehen" an. Das ist ein kleiner konditioneller Fortschritt gegenüber dem Wert von vor 20 Jahren: "Im Jahr 1992 – hatte die durchschnittliche Dauer der geschiedenen Ehen noch bei 11 Jahren und 6 Monaten gelegen."

Als Prognose wird Ehewilligen folgendes vonseiten der Statistiker mitgegeben: "Ausgehend von den derzeitigen Scheidungsverhältnissen etwa 37% aller 2012 geschlossenen Ehen im Laufe von 25 Jahren geschieden."

Im vergangenen Jahr wurde der Scheidungsantrag übrigens meist von der Frau gestellt, "und zwar in 53% der Fälle, der Mann reichte nur in 40% der Fälle die Anträge ein. In den übrigen Fällen beantragten beide Ehegatten gemeinsam die Scheidung (8%)".

Und die Kinder?

"Fast die Hälfte der Ehepaare, die sich 2012 scheiden ließen, hatte Kinder unter 18 Jahren. Insgesamt waren 2012 rund 143.000 minderjährige Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, 3,5% weniger als im Vorjahr."